SCHREIBWETTBEWERB: Mayor Dennis: Hecate Mimir

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HelgeK
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SCHREIBWETTBEWERB: Mayor Dennis: Hecate Mimir

Post by HelgeK » Tue, 21. Sep 04, 20:15

AUTOR: Mayor Dennis




WARNHINWEIS! Bei einigen wenigen Personen können während des Lesens Beeinträchtigungen des Denkvermögens oder der Hand-Augen-Fuß Koordination auftreten. Beenden sie in diesem Falle das Lesen sofort und legen sie sich flach auf den Boden. Warten sie auf Hilfe. Wenn keine Hilfe kommt, viel Glück!

WICHTIG! Für maximalen Spielspaß werden Lesegrundkenntnisse benötigt.



Hecate Mimir
Walküre der Sterne

*** ~ *** *** ~ *** *** *** ~ *** *** ~ ***

Nicht alles, was glänzt, ist Gold.

Kapitel I.
Oder: Das erste Kapitel
Die Sonne brannte in den Urwald von Argon Prime und schien es nur darauf anzulegen einen überdurchschnittlichen Flächenbrand zu verursachen. Hohe Palmen und Bäume wuchsen aus dem Boden, überall schossen Ranken hinauf, man konnte keine zwei Meter weit gehen, ohne über eine Schlingpflanze zu stolpern oder von einer gefressen zu werden. Irgendwo mitten in der feucht-heißen Hölle stand ein abgelegenes Militärcamp, in dem Infanteristen für Bodeneinsätze ausgebildet werden sollten - nun ja, zumindest theoretisch. Praktisch hatten ein paar der Soldaten das Funkgerät zu einem Radio umgebaut und faulenzten, während der Vorstehende Jonathan Jackson, ein großer, hagerer und junger Mann, kaum 26 Jahre alt, in seiner billigen Bambushütte am Schreibtisch saß und wie im Schlaf seine Arbeit erledigte oder besser gesagt, er schlief. Im Ernst, wozu brauchte man im Zeitalter der Raumfahrt noch Infanteristen? Es fanden keine planetaren Kämpfe mehr statt, das war zu verpönt und nebenbei auch noch ziemlich ineffektiv. Dementsprechend war Fußsoldat der passende Beruf für einen Ruhestand Mitte Zwanzig.
„Post“, hörte man wie aus dem Nichts eine männliche, junge Stimme. Der Bote wiederholte das Wort nochmals etwas lauter, schüttelte dann den Kopf und weckte vorsichtig den Vorstehenden.
„Krieg?“, fragte Jonathan halblaut im Aufwachen und fiel daraufhin wie ein nasser Sack seitwärts vom Stuhl. „Der Xenon-Konflikt ist nicht gerade der Jüngste, wenn sie das meinen“, sagte der Bote unsicher und betrachtete, wie sein Gegenüber langsam wieder auf die Beine kam und sich gelangweilt den Staub von der Hose klopfte. Dann wandte sich der Unteroffizier - wie kam ein Unteroffizier eigentlich an die Leitung eines Militärcamps? - wieder dem Jungen zu. Halb wach und halb schlafend musterte er sein Gegenüber, gähnte und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen.
„Und was ham´ wir mit dem Xenonkonflikt zu schaffen? Hier is nur Infantrie, gell? Die Xenon sind da oben, Priesters Lichtgürtel, Ceos Ringe und so...“ Mit dümmlich offenem Mund starrte der junge Mann den Unteroffizier an. „Osten jedenfalls“, korrigierte sich Jonathan. „Also, was gibbet´s?“
„Ähm... Sie sind Jonathan Jackson, Unteroffizier?“, wollte der Bote sich noch mal versichern. Er hatte die zu überbringende Nachricht schon gelesen und war dementsprechend verwirrt. „Ja, freilich! Was ist denn nu?“ Jonathan wachte langsam endgültig auf und wollte sich gleich die Zähne putzen gehen, um dann mit ruhigem Gewissen wieder einschlafen zu können. „Nun, Unteroffizier Jonathan, herzlichen Glückwunsch. Sie sind ab heute Captain Jonathan. Ich bringe ihnen hier ihre Beförderung und die damit verbundenen Unterlagen.“
„Wohl Scherzkekse gefrühstückt, wa? Sowas Wichtiges hätte man mir per Funk mitgeteilt. Geh nach Hause spielen, Kleiner“, sagte Jonathan und winkte ab. Dann vernahm er leise aus einem der nicht weit entfernten Zelte die wundervollen Buchstaben „YMCA“ mit entsprechender Bassuntermalung. „Achja, der Funk ist... Kaputt“, sagte der neue Captain Jackson. „Lass den Krams mal hier liegen und geh.“
Der Bote ließ die Umschläge auf dem Tisch zurück und wollte sich abwenden, betrachtete aber nochmals sein Gegenüber. Die schwarzen Haare müssten mal wieder geschnitten werden, sie wuchsen kreuz und quer, außerdem fehlte hier wohl ein Rasierapparat, denn seine Bartstoppeln waren kurz davor, ein Bart zu werden. Kopfschüttelnd verschwand der Bote nach draußen, schwang sich auf seinen Minigleiter und düste davon. Jonathan las sich die Unterlagen skeptisch durch. Er sollte zusammen mit neun seiner Männer am Mittwoch gegen 16:30Uhr in Dokre sein, einem Raumdock. Dort erwartete ihn offenbar ein Landeschiff, welches die Gruppe zur Schiffswerft bringen sollte. Jonathan stellte mit einem Blick auf sein Zeiteisen, besser bekannt als Uhr, fest, dass es noch nicht einmal Mittag war, also blieb noch genug Zeit. Hätte er auch in den Kalender geschaut, wäre ihm aufgefallen, dass schon Donnerstag war, aber solche kleineren Details hatte er noch nie beachtet.

In einem boronischen Unterwasserdock, lediglich fünfhundert Meter unter der Oberfläche, wurde gerade ein altes M3 repariert. Der Begriff Meter wurde bei Boronen zwar ursprünglich nicht benutzt, doch waren die alten argonischen Maßeinheiten in den meisten Gegenden übernommen worden. Alle anderen Maße waren entweder unpraktisch, hatten unaussprechliche Namen oder die Völker hatten schlicht keine entwickelt, da sie nicht kreativ genug waren, um eine Länge zu begreifen. „Meter“ konnte nun wahrlich jeder Idiot herausbringen. Doch nun zurück zu unserem Unterwasserdock, das immer noch in 500 Metern bzw. 0,x0³3 Klack-Klacks Tiefe lag. Bunte Fische in den verschiedensten Mustern schwammen umher, teils einzeln, teils in Schwärmen, Korallenriffe verschönerten zusätzlich das Gebiet und viele Pflanzen schwangen leicht im Takt der wechselnden Strömung. Kaum zu glauben, dass hier eine kleine Schiffswerft war, die die Umwelt um sich herum nicht zu beeinflussen schien, im Gegenteil, das gläserne Gerüste des Docks war von Ranken überwuchert und einige Tierchen hatten sich daran festgesetzt, sodass die Einrichtung ein Teil der Natur zu sein schien.
„Aaaalouette, ...“ „Sei mal zwei Minuten ruhig, ja?“, ärgerte sich Itesois Ia, ein boronischer Mechaniker, über Miju Mu, seine Schülerin. Die beiden waren gerade dabei, an dem Aal herumzuschrauben, nur schien sie mehr Gefallen daran zu zeigen, fröhlich durch das Unterwasserdock zu schwimmen und alte argonische Lieder zu singen.
„Miju, ich habe es dir schon hundert Mal gesagt!“, sagte Itesois in fast zornigem Ton und sah ihr hinterher. Sie war ein junges, bildhübsches Boronenmädchen und gerade in der Ausbildung. Nun, ob sie wirklich hübsch war, darüber können sich die Völker streiten, aber auf jeden Fall die männlichen Boronen waren ihr verfallen. Ihre schleimig glatte Haut und ihre prächtigen Glubschaugen waren ein wahrer Blickfang... wenn man drauf steht, heißt das. „Und ich sage es noch mal“, setzte Itesois seine Rede fort. „Du bist begabt, aber wenn du den ganzen Tag nur singst, wird aus dir nie eine richtige Mechanikerin! Und das willst du doch schließlich werden?“ Langsam sank sie in Richtung des alten und schon verschrumpelten Lehrmeisters zurück und lächelte ihn dabei an, wobei es sich bei den Boronen eher um eine Art Auswerfen von Kleinstteilchen handelt, die ein Lächeln signalisieren - auch wenn die meisten Boronen mittlerweile gelernt haben, mittels Gestik und Mimik mit anderen Wesen zu kommunizieren, wobei das teilweise sehr merkwürdig aussehen konnte. Ebenso, wie Boronen nicht wirklich von Natur aus lächeln, reden sie auch nicht in Worten, sondern mit Schall- und Klacklauten ähnlich Delphinen und Walen. Mit Übersetzungsmaschinen (oder zumindest einigen davon) konnte man dies jedoch auch den an Land lebenden Wesen verständlich machen. „Stimmt“, klackte sie. „Aber wenn ich ständig nur an alten Fliegern herumschraube, dann werde ich nie eine Meisterin!“
„Itesois, Miju!“, rief Utwe Mu, Bruder der jungen Dame, ebenfalls auszubildender Mechaniker und recht beliebt bei den anderen boronischen Geschlechtern. Grinsend schwamm er unter dem Aal hervor und zeigte ein paar Karten vor, die man in Plastik eingeschweißt hatte. „Offenbar hat man unser Talent endlich entdeckt - man sucht bei den Argonen auf einem Schiff noch Mechaniker und wir drei wurden ausgewählt!“ Miju jubelte, während Utwe lächelnd ein wenig in der Strömung umhertrieb. Nur der Alte schien nicht allzu begeistert zu sein - als würde er etwas ahnen.

Minen des Imperators, ein Sektor, wie er viel langweiliger nicht mehr sein konnte. Ein paar Asteroiden schwebten umher, gelangweilte Transporterkapitäne brachten ihre Ladung von A nach B und die wenigen anderen Stationen produzierten müde vor sich hin. Nur wenige Polizeischiffe flogen umher, wobei flogen vielleicht die falsche Bezeichnung war, denn die meisten standen still und die Wachen warteten auf Ablösung, so wie jeden Tag. Am Nordtor überprüfte die zweiköpfige Crew eines Pegasus eintreffende Schiffe und schon seit Tagen war nicht mehr die kleinste Schmuggelei aufgetreten. Selbst die Piraten in diesem Sektor schienen den ganzen lieben Tag lang zu schlafen und wahrlich Niemand kümmerte sich um irgendetwas.
„G7“, gähnte Omanckalom in seinen Tee. „Nichts“, antwortete Kesmanckaltis ebenso gelangweilt. Die beiden waren Paraniden, wie sie im Buche standen und man konnte so ziemlich jedes Vorurteil, das die Paraniden belastete, auf sie anwenden, insbesondere deshalb, weil die beiden so verschieden wie die Vorurteile waren. Bei Omanckalom handelte es sich um einen großen, stämmigen Mann, breitschultrig und stark wie mehrere Herden Argnus sowie ein paar Traktoren, seine Haut war grün, er war etwas zu dick und hatte eine Glatze auf der drei Schädelknochen eine Art Frisur ergaben, er sah also alles in allem aus wie die standardisierte Version eines Paraniden. Sein Kollege hingegen war etwas kleiner und schmächtiger, seine Haut war besch und faltig und er war noch eine ganze Ecke jünger, doch trotzdem wirkte er im Maßstab zu einem Argonen immer noch wie ein mächtiger Riese. Ihre rüsselartigen Mäuler schlürften gerade importierte Getränke und neben ihnen lag ein Teller voll mit kandierten Majaschnecken.
„Hier ist nie was los. Ich verfluche diesen Sektor!“, beschwerte sich Omanckalom und wie jeden Tag antwortete Kesmanckaltis mit einem kurzen „Ich weiß“ und beachtete den Kommentar nicht weiter. Er warf seinen „Schiffe versenken“-Spielzettel in die Ecke des Cockpits und betrachtete das Sprungtor, während er auf irgendetwas hoffte - selbst ein dummes Missverständnis wäre jetzt Willkommen, irgendetwas, um sich abzulenken. Das Tor blitzte auf und ein TS zischte heraus.
„Unheiliger Pilot, identifizieren sie sich!“, forderte Omanckalom herrisch und scannte den Merkur. „Unheiliger Paranide, lassen sie mich in Ruhe!“, war die Antwort. Omanckalom wiederum konterte mit seinem schlagkräftigsten Argument, einem Moskito. „Wie war das? Ich unheilig? Willst du sterben?“ Der wütende Pilot ließ sich daraufhin identifizieren und es stellte sich heraus, dass er lediglich Datenträger brachte, die auf dem Index standen und in einer feierlichen Zeremonie verbrannt werden sollten. Das war an der Tagesordnung. Kesmanckaltis hatte bei der ganzen Aktion keinen Finger gerührt und schaute nur andauernd auf die Uhr, denn schon vor einigen Mizuras hätte die Wachablösung eintreffen sollen. Ein kleines Lichtchen blinkte auf - eine Funknachricht.
„Gefreiter Omanckalom, Gefreiter Kesmanckaltis. Ihr hört die weisen Worte des Hohenpriesters Manck-o-matic. Hiermit werden sie aus ihrem Wachdienst entlassen.“ Die beiden Soldaten sahen sich gegenseitig verblüfft an. Omanckalom wollte gerade die Dienstvorschrift hervorholen und beweißen, dass Warnschüsse auf unheilige Schiffe erlaubt, ja gerade zu erwünscht waren, doch Manck-o-matic setzte seine Rede fort. „Ihr macht euch unverzüglich auf den Weg zur Schiffswerft Argon Primes. Dort erwartet man euch als neue Crewmitglieder der Hecate Mimir.“
„Warum wir?“, wunderte sich Omanckalom. Kesmanckaltis hingegen runzelte die Stirn und verzog den Mundrüssel leicht zur Seite, sodass es aussah, als wenn er angestrengt nachdächte und die Nachricht gerade nicht recht verstanden hätte.
„Ihr stellt Fragen? Wollt ihr meinen Befehl etwa missachten?“, fragte Manck-o-matic mit drohender Stimme. „Natürlich nicht!“, sagte Omanckalom rasch. „Wir sind schon unterwegs!“, fügte er schnellstmöglich hinzu und schlug den Geschwindigkeitsregler nach vorn, sodass das Schiff startete. „Gut“, sagte der Hohepriester und schloss den Funk. „Was schaust du so komisch?“, wunderte sich Omanckalom und steuerte hektisch auf das Nordtor zu. Gleichzeitig wurden auf den Schiffscomputer Daten aufgespielt, die offenbar der Hohepriester sendete. „Hecate Mimir hat er gesagt... Der Name kommt mir so bekannt vor. Ich glaube, da stand mal was in der Zeitung...“, meinte Kesmanckaltis leicht in Gedanken. Nur Sezuras später blitzte das Sprungtor auf und verschlang die Pegasus in sich.

„Phyvit t´Rttg, Soldatin, fliegen sie unverzüglich nach Argon Prime und werden sie dort Besatzungsmitglied eines neuen argonischen Schiffes, dessen Identifikationsname Hecate Mimir lautet“, befahl der Zerstörerkapitän im Sektor Familie Whi. „Für die Familie“, bestätigte die junge Pilotin und steuerte ihren Wolf unverzüglich auf das Westtor zu. Sie war eine etwas zu kurz geratene und abenteuerlustige Dame. Da sie eine Split war, befolgte sie den Befehl, ohne Fragen zu stellen. Es war einfach nicht Sitte, beim Militär irgendetwas wissen zu wollen; wenn es einen Befehl gab, so wurde der auf Gedeih und Verderben ausgeführt. Ihr zartes, wenn auch splittypisch etwas kantiges Gesicht und ihre glatten schwarzen Haare erschienen aber nochmals auf dem Bildschirm des Befehlenden und ohne irgendeine Emotion fragte sie „Warum?“ und bremste leicht ab. Niemand hatte das kommen sehen. Mit großen Augen starrte sie der Split an, dann verzog sich die Verwirrung zu Skeptik und Wut. „Weil es ihr Befehl ist!“ „Ich kann aber schlecht dort ankommen und ohne irgendetwas zu wissen meine Arbeit korrekt ausführen“, sagte sie wieder ohne jedwede Emotion. „Relevante Daten werden bereits auf ihr System aufgespielt. Pilot, sie stellen zu viele Fragen.“
Damit schloss sich der Funkkanal. Auch, wenn der Kapitän versucht hatte, ruhig zu bleiben, war er sichtlich entnervt gewesen. Er hasste Soldaten, die nachdachten. Für ihn waren solche Damen und Herren der Tod der Familien. Phyvit lächelte nur zufrieden, nachdem der Funkkanal geschlossen war. Ihr Schiff bewegte sich mit maximaler Geschwindigkeit durch den Sektor und war auf direktem Wege nach Argon Prime. Sie hoffte, dass kein Borone sie auf dem Weg dorthin ansprechen würde, denn auf ihrer Abschussliste war in der Sektion kaum noch Platz. Und so machte sich auch eine Split auf dem Weg zur Schiffswerft, auch wenn selbst ihr noch nicht klar war, warum. Die Daten, die man ihr übermittelt hatte, waren nur dürftig und kaum aussagekräftig, es wurde lediglich erwähnt, dass es sich um eine Militäroperation mehrerer Völker handeln solle. Achselzuckend schloss sie die Datei wieder, schaltete gute splitsche Musik an und verschwand headbangend durch das Westtor.

In der Bar der Schiffswerft des Profitbrunnens zockte Kanndeys Oriquis Yduhereos VI., ein junger und für dieses Volk überraschend draufgängerischer Händler gerade um einen Drink, den er auf Teufel komm raus nicht bezahlen wollte. Er gewann durch ein paar Kartentricks, der Barkeeper schob ihm murrend das Getränk rüber und legte die Spielkarten zur Seite. Ebenfalls in diesem hell beleuchteten Pub war Kurndess Bygemos Eleiys I., die sich hier umschaute und etwas zu suchen schien. Es war ein reges Treiben, viele argonische Touristen schütteten sich reichlich mit alkoholischen Getränken zu und man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen, erst recht nicht die Stationsdurchsagen oder die Musik, die durchgehend aus den Lautsprechern plänkelten. Eleiys blieb am Tresen stehen und nahm den Zockerkönig von vorhin genauer unter die Lupe, der gerade ausgetrunken hatte.
„Szind szie Yduhereosz?“, fragte sie und sah sich den Mann an. Er war von für Teladi normaler Größe und auch ansonsten nicht wirklich auffällig, normaler Körperbau, keinerlei kennzeichnende Verletzungen oder sonstige Auffälligkeiten. Lediglich an seinen beiden Kämmen auf dem Kopf und an dem Goldkettchen um seinen Hals konnte ein Nicht-Teladi ihn identifizieren. Natürlich erkannte man sich aufgrund besonderer Merkmale wie Fußform und Nasenbreite auch so problemlos unter den Teladi, doch für Außenstehende war eine Unterscheidung recht schwierig. „Der bin ich, zschöne Dame“, sagte Yduhereos und betrachtete wiederum sein Gegenüber, eine junge und äußerst reizvolle, wenn wohl auch etwas kleinwüchsige Teladi. „Wasz kann ich für szie tun?“ „Zsie werden seit einer halben Quazura über die Lautszprecher in den Hangar gerufen! Wir beide und Ypopaseosz, ein Gezschäftskollege, wurden nach Argon Prime beordert. Da keiner von unsz beim Militär ist, kann man unsz nicht dazu zwingen, dorthin zu gehen, aber es ist eine Chance, aus diesem Loch hier rauszzukommen.“ „Argon Prime? Warum auch immer, ich komme mit!“ Yduhereos sabberte beinahe bei dem Gedanken, dorthin gehen zu können, da dieses Völkchen wirklich alles kaufte, was es in die Finger bekam. „Ähm, halt mal... Ypopaseosz? Doch nicht etwa Jürgen Putamosz Ypopaseosz VII.?“ „Genau der“, bestätigte die Teladi. „Und ich bin...“ „Der Misztkerl zschuldet mir noch Geld! Ein gansz mieser Abzsocker!“, unterbrach Yduhereos sie im Rennen und war schon kurz daraufhin auf dem Weg in den Hangar. Eleiys kam hinterher, wenn auch deutlich gelassener, während sie sich fragte, ob dieser Jürgen wirklich ein Abzocker sei, wie Yduhereos behauptet hatte. Abgesehen vom Namen, der für Teladi wirklich unpassend war, hatte Ypopaseos auf sie einen guten Eindruck gemacht, er war zwar etwas älter, aber immer noch ein erfolgreicher Händler und hatte sich recht freundlich benommen. Sein Aussehen wirkte für Teladi ähnlich seinem Namen, irgendwie verquer, seine Stirn war zu niedrig und seine Augen zu klein und schlitzförmig, außerdem war er etwas dünner, als für Teladi normal, ohne dadurch wirklich dünn zu wirken. Irgendwie schienen die Proportionen nicht zu stimmen. Ansonsten wusste Eleiys nichts über den dritten Mann, er schien nicht sehr redsam zu sein und hielt sich eher zurück.
Eine weitere halbe Quazura später begann dann die Abreise einer Fledermaus, deren Pilot die Aufgabe hatte, die drei Teladi nach Argon Prime zu bringen. Warum man ausgerechnet sie gewählt hatte, wusste Niemand, doch wenigstens konnten sie endlich aus dieser Absteige von Station verschwinden. Was sie erwarten würde, wussten sie nicht, so wie alle, die an diesem Tage zu der argonischen Schiffswerft beordert wurden. Was auch immer dort vor sich ging, es musste eine verdammt große und wichtige Angelegenheit sein. Oder eine semilustige Fernsehshow.

Kapitel II.
Argon sucht die Supercrew (ASDS)
Der Sektor Argon Prime lag im Stillen, während schon zwei Sektoren weiter ein Kampf tobte. Abermals attackierten Xenonschiffe Trantor und abermals musste die Handelsstation für einen Tazura geschlossen werden, um Reparaturen auszuführen. Der Sektor lag praktisch jeden Tag unter Beschuss und es schien immer schlimmer zu werden, denn obwohl bisher alle Attacken zurückgeschlagen werden konnten, nahm die Feindstärke zu, die Übergriffe häuften sich und wurden stärker, auch paranidische und boronische Stationen lagen immer öfter unter Beschuss. Lange würde es nicht mehr dauern, dann würden auch die Teladi und Split angegriffen werden. Im Hauptsektor der Föderation hingegen hatte man von all dem noch nichts zu spüren bekommen, nur ein paar schnelle M5 waren mit Glück bis hierher durchgedrungen. Dennoch hatte man die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, mehrere Geschütztürme wurden installiert und die Militärpräsenz aufgestockt. Das Schließen der Handelsstation oder der Schiffswerft hier würde eine mittelgroße Katastrophe zur Folge haben, denn obwohl der Sektor ziemlich leer war, wurden von hier aus alle Fäden gezogen. Noch schlimmer wäre nur ein Angriff auf den Heimatplaneten der Argonen, denn die wenigen planetaren Abwehrstellungen und Jäger würden einer Attacke nicht lange standhalten können. In der Schiffswerft herrschte reges Treiben, neue Raumer wurden in Auftrag gegeben und am laufenden Band schraubte man neue Waffen zusammen. Das Problem der zu geringen Militärpräsenz sollte so gelöst werden, doch ein weiteres Problem war der Mangel an Piloten und der Mangel an Rohstoffen. Die argonische Wirtschaft war einfach nicht auf Militärproduktion ausgelegt worden und es fehlte jetzt an allen Ecken und Enden an Bauteilen, sodass man versuchen musste, möglichst schnell effektive Alternativen zu finden. Eine Alternative lag im Außendock der Werft und war über eine lange Röhre an der Station angedockt, durch die hin und wieder ein paar kleinere Transporter Waren auf den Raumer brachten. Dort, wo die Röhre in der Station endete, war ein grauer Versammlungsraum angelegt, knapp hundert Mann saßen in dem runden Gebilde und betrachteten den argonischen Hauptmann, einen stark aussehenden Mann, der wohl etwas größer als der Durchschnitt gewesen sein mag und dessen Gesicht von einer tiefen Narbe in der linken Wange gekennzeichnet war. Er wollte vor der Versammlung gerade eine Rede halten und hatte schon einiges an Anschauungsmaterial vorbereitet. Enttäuscht blickte er immer wieder auf seine Uhr. Hundert Mann saßen vor ihm und der Raum war für gut tausend angelegt worden, weiterhin hatte man zweitausend hierher geladen. Schon vor fünf Mizuras hätte sein Vortrag beginnen sollen, aber er wartete immer noch auf weitere Vertreter der Völker, die sich allesamt durch ihr Nichterscheinen auszeichneten. Er warf einen Blick in die Runde. Zwar waren von jedem Volk einige Soldaten, Händler und Piloten hergekommen, doch er konnte nicht einfach irgendwem dieses Schiff überlassen, das man durch die durchsichtige Rückwand draußen sah. Die Split wurden langsam wütend, die Paraniden beschimpften ihn und die Boronen begannen, in ihren Umweltanzügen einzuschlafen, sodass er keine andere Wahl mehr hatte, als endlich anzufangen. Unwillig schaltete er die Beleuchtung ab und ein paar Lampen auf seiner Bühne an, sodass man nur noch ihn und das Raumschiff im Hintergrund sehen konnte.
„Guten Tag, meine Damen und Herren aller Länder, ich bin Hauptmann Vasquez. Sie wurden allesamt von Anführern oder zumindest Vertretern ihrer Nationen hierher gesandt, um am Projekt Sternenwalküre teilzunehmen. Teils hat man sie geschickt, weil sie sich durch hervorragende Leistungen im Kampf ausgezeichnet haben, teils, weil sie kluge Köpfe sind oder hervorragende Mechaniker. Manche von ihnen wurden vielleicht auch durch einen Zufallsgenerator herbeordert“, begann der Argone die Rede und erwartete an dieser Stelle Applaus und Gelächter. Nur ein Paranide aus hinterster Reihe kicherte leise, vermutlich einer von denen, die tatsächlich per Zufallsgenerator hier waren. Der Hauptmann hüstelte sich und setzte seine Rede fort. „Hinter mir“, sagte er gewichtig und deutete mit seinem Zeigestab in Richtung des Raumschiffes draußen, „sehen sie die Hecate Mimir, ein Kriegsschiff älteren Baujahres. Es war einige Zeit lang nicht mehr im Einsatz, soll aufgrund des Xenonkonflikts jedoch wieder in Dienst gestellt werden. Selbstverständlich können sie nicht alle zur Crew gehören, sodass wir mit Ausdauer- und Intelligenztests ihre Eignung feststellen werden, um eine geeignete Crew zusammenzustellen. So groß dieses Schiff auch sein mag, es können nur zwanzig von ihnen in das Projekt einsteigen.“
Der Redner sah sich die Interessenten an. Sie waren sichtlich uninteressiert. Nervös kramte er sein Anschauungsmaterial heraus und erzählte etwas über die Geschichte des Raumers, wobei er mit Freuden einige Details ausließ. Die meisten Zuhörer hatten sich jedoch zuvor schon informiert und kannten die Wahrheit. Die Hecate Mimir war das erste Kriegsschiff der Föderation, das man damals mit Hilfe der Boronen gebaut hatte. Dieses Schiff war oft im Einsatz gewesen und kam nie aus eigener Kraft zurück, man musste es immer wieder bergen und zusammenflicken, doch da man nur ein einziges Schiff dieses Typs produziert hatte und es nicht endgültig verlieren wollte, stellte man es irgendwann in eine große Museumshalle und beließ es die nächsten Jahrzehnte dabei. Die Kriegstechnik hatte sich seitdem rasant weiterentwickelt - dieses Raumschiff gehörte nicht in den Kriegsdienst, sondern in die Sammlung irgendeines Idioten, der dumm genug war, für dieses Wrack Geld abzudrücken. Als der Hauptmann mit seiner Rede fertig war, blieben nur zwanzig Boronen in ihren Umweltanzügen zurück und sahen ihn lächelnd mit großen runden Augen voller Bewunderung an. Der ganze Rest hatte sich lachend oder stirnrunzelnd abgewandt und war gegangen. „Damit sparen wir uns wenigstens die Auswahltests, nicht wahr?“, lachte der Hauptmann und sah die Boronen freundlich an. Einer der Boronen hüstelte sich, diese Geste hatte er auf der Reise hierher gelernt, und sagte in gebrochener Handelssprache: „Sie sprech [klack-klack] Boron?“
Der Lachen des Anwerbers erlosch und er setzte sich ohne weitere Worte fallend auf den Boden, begann zu heulen. Achselzuckend verließen die Boronen den Saal - zumindest hätten sie das, wenn sie Achseln gehabt hätten. Nur ein paar Blätter mit Notizen und ein leerer Saal blieben dem Hauptmann übrig. Die Hecate Mimir war mittlerweile voll beladen und startbereit, aber es gab keine Crew, die sie hätte in den Kampf führen können. Das Schiff, das eigentlich als Zerstörer klassifiziert war, glich eher einer Korvette, denn mit maximaler Besatzung von 25 Mann (empfohlen 20), einer Länge von nicht einmal 300 Metern, einer Höhe von knapp 70 Metern und einer Breite von 40 Metern handelte es sich geradezu um einen Winzling, an dem kein anderes Schiff andocken konnte. Die Antiquität war auch in einem sehr alten Stil gebaut worden. Das Heck war etwa halb so dick wie das Zentrum und die Stirnseite lief spitz zu, jedoch weniger wie bei einem Pfeil, sondern eher wie an einem U-Boot - die Front kam nicht in einem Punkt zusammen, sondern in einer senkrechten Linie. Hinzuzfügen ist, dass es sich um ein Dieselraumschiff gehandelt hatte, dem man erst zwei Jahre nach dem Bau einen Atomreaktor verpasst hatte, sodass es sich hier um das letzte verbleibende Schiff handelte, das noch mit atomarer Energie betrieben wurde. An der Unterseite waren vier längliche Torpedobänke mit jeweils fünf Raketen des Typs „Stechfliege II“. Diese dicken und schwerfälligen Geschütze explodierten schlicht, wenn sie auf ein Ziel trafen. Tatsächlich handelte es sich lediglich um umgebaute Torpedos von Argon Prime. Vorne an den Seiten der Hecate waren je drei feste Laserbuchten eingebaut, die eingebauten Waffen waren sehr schlagkräftig, zu dieser Zeit aber nicht mehr in Produktion, da sie zu viel Energie verbrauchten. Außerdem war ihre Feuerrate gering und im Falle der Hecate Mimir konnten sie sogar nur geradeaus schießen. Ebenso wie vorne waren auch mittig je drei Geschütze installiert. Dort, an der breitesten Stelle des Schiffes, waren die drehbaren Geschützkanzeln zur Abwehr von Raketen und Schiffen eingebaut worden. Weitere zwei Zerstörungswaffen befanden sich auf dem Dach des Raumers, diese waren für Langstreckenangriffe konzipiert worden, konnten jedoch nicht ausgerichtet werden. Zwischen diesen beiden langen Geschützen stand eine Art Turm, der an den Ausstieg eines U-Bootes erinnerte. Dort drinnen war die Kommandobrücke mitsamt allen Steuerungspulten, von der aus man den weiten Weltraum überblicken konnte. Das Licht der Brücke beschien die Oberseite des Raumers vor sich, ein paar weitere starke Lampen waren an der Kante der Oberseite installiert worden und beschienen Teile der Seiten. Zudem lag knapp hinter dem Kommandoturm, ebenfalls an der Oberseite, die Ladeluke. Das gesamte Raumschiff war dunkelblau gehalten, um gut getarnt zu sein. Schade nur, dass der Weltraum nicht dunkelblau ist. Zudem prangte an den Seiten im hinteren Abschnitt die alte aragonische Flagge, nordblau, weiß und nachtblau von links nach rechts. Es handelte sich wirklich um ein majestätisches Schiff, allerdings wäre es wohl eher für eine Kreuzfahrt geeignet als für den Krieg. Wenn man sich den Raumer nochmals genauer ansah, konnte man die erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Unterseeboot feststellen und manche behaupteten, dass es auch mal eins gewesen sei, bis man es mit Trägerraketen in den Weltraum transportiert habe.
Der Hauptmann hatte seine Verzweiflung mittlerweile im Gröbsten überwunden und wollte sich gerade wieder aufrichten, um der Stationsleitung Meldung zu erstatten. Es war ein herber Schlag für die Föderation, keine freiwillige Crew aus den Besten der Besten zu finden, denn nun mussten eigene Soldaten anderswo abgezogen werden, um dieses Schiff zu bemannen - zwar nur zwanzig, doch brauchte man wirklich fähige Leute, um ein Ausstellungsstück wie dieses effektiv einsetzen zu können. Plötzlich pochte es zweimal an der Tür.
„Herein!“, sagte Vasquez überrascht und sprang auf. Zwei Paraniden kamen herein und sahen sich interessiert, aber mit gezwungener Abneigung in Mimik und Gestik das Raumschiff draußen durch das Fenster an, ihnen folgten eine junge Split mit verschränkten Armen sowie drei vom Flug erschöpfte Teladi. Danach schoben sich drei Umweltanzüge mit den dazugehörigen Boronen durch die Tür. Es waren Anzüge der billigeren Art, die lediglich aus einer Glaskuppel auf einem Podest voller Technikspielereien bestanden. Zwar sah die Konstruktion sehr einfach aus, doch waren diese Maschinchen wahre Wunder mit mehreren von innen aus steuerbaren Greifarmen, eingebauten Taschenlampen und Übersetzungsmaschinen, die boronisch in die Handelssprache übersetzen konnten und umgekehrt. Außerdem konnte man mit diesen Gerätschaften Treppen hinuntersteigen und Tee kochen. Die Umweltanzüge wurden durch Schalter, Knöpfe und Joysticks im Inneren gesteuert, die so konzipiert waren, dass sie sich auch im Wasser von dünnen Ärmchen und Tentakeln betätigen ließen.
„Ihr“, sagte der Hauptmann überrascht, „seid Bewerber?“ Etwas Hoffnung kam wieder in seine Stimme. „Wir großartigen Paraniden wurden entsendet, um die Leitung über ein minderwertiges Kriegsschiff der Argonen zu übernehmen“, sagte Omanckalom selbstgefällig. Es klopfte abermals an der Tür, ein Soldat kam in Begleitung zweier argonischer Damen herein. „Bin ich zu spät?“, fragte er. „Sei es ruhig!“, keifte Phyvit. „Ich nehme an, dies ist ein Missverständnis. Es wurde nie erwähnt, dass auch Boronen an diesem Projekt teilnehmen!“ „Nun, die Teilnahme ist freiwillig“, sagte Vasquez betrübt. „Wenn sie sich zur Crew melden, müssen sie nur die entsprechenden Anforderungen erfüllen und sich eintragen, aber wenn sie nicht mitmachen wollen...“ „Was will es da sagen?“, unterbrach ihn Phyvit spöttisch. „Split sollen verschwinden und den Boronen das Schiff überlassen? Ha! Sage es, wo ich unterschreiben soll!“
„Ähm, gut. Ich brauche den Namen...“, sagte der Hauptmann vorsichtig. Überraschend, wie einfach er nun doch an ein Crewmitglied kam.
„Phyvit t´Rttg“, sagte die Split stolz. „Wer is rattig?“, fragte Jonathan im Halbschlaf - die Split wollte ihm direkt eine scheuern, doch er konnte knapp ausweichen. „Es soll den Mund halten! T´Rttg ist mein Name!“, rief sie erzürnt. „Schon gut, schon gut“, entschuldigte sich Jonathan und hob die Hände schützend vor das Gesicht. „Aber offenbar hängt dir ein Teppich zwischen den Zähnen, du nuschelst.“ Phyvit blickte ihn zerstörerisch an, sie hielt das für ein Wortspiel und nicht für den dummen Zufall, der es war.
„Phyvit t´Rttg, ja, der Eintrag ist drin“, sagte Vasquez rasch mit einem Blick auf einen kleinen Computer an seinem Pult, um eine drohende Schlägerei abzuwenden. „Hat sich durch hervorragende Kenntnisse in vielen Kampfsportarten ausgezeichnet, gute Treffsicherheit trotz schlechter Schiffe und mehrere militärische Auszeichnungen.“ „Split haben keine schlecht Schiff“, widersprach Phyvit und war darauf aus, eine Rauferei anzuzetteln. „Sie sind als Crewmitglied eingetragen“, sagte Vasquez nur kurz und wandte sich den Paraniden zu. „Und wer sind sie?“
„Omanckalom und Kesmanckaltis“, sagte Omanckalom, während sein stiller Kollege nur nickte und dann wieder aus dem Fenster sah. „Kesmanckaltis? Ich hatte mal einen Hund, der hieß“, sagte Jonathan, doch eine der Soldatinnen, die mit ihm gekommen waren, konnten ihn von den letzten Worten abhalten. Trotzdem sah ihn Omanckalom voller Wut an, während Kesmanckaltis weiter ins All starrte. „Ja, sie beide habe ich hier auch eingetragen. Sie haben keine Auszeichnungen, aber dafür ist ihnen in ihrer Dienstzeit noch nie ein Pirat entwischt; von denen es in Minen des Imperators ja geradezu wimmelt. Erklären sie sich zum Mitflug bereit?“
„Im Namen des Hohenpriesters Manck-o-matic wurden wir gesandt, um euch unterentwickelte Zivilisation im Kampf zu unterstützen“, bestätigte Omanckalom. Seine Selbstherrlichkeit wurde ignoriert, das war man von Paraniden gewohnt, lediglich Phyvit griff nach ihrem Laser, doch sie griff ins Leere, da sie alle Waffen am Eingang hatte abgeben müssen. Einen Moment lang warteten alle auf eine dumme Bemerkung von Jonathan zu dem Namen Manck-o-matic, doch keine kam. „Gut, gut, und nun die Teladi, wer seid ihr?“ Sie nannten ihre Namen, Yduhereos, Eleiys und Ypopaseos. Bei Letzterem horchten alle Anwesenden überrascht auf, da in dessen kompletten Namen der argonische Vorname Jürgen auftauchte, doch niemand gab einen Kommentar von sich... außer Jonathan. „Letzte Woche ist bei uns einer gegen eine Wand gelaufen, der hieß auch Jürgen, so ein Zufall!“, stellte er überrascht fest. „Ähm... Ist wohl nur lustig, wenn man es gesehen hat“, fügte der Unteroffizier grinsend hinzu. Ypopaseos war genervt von diesem Mann, blieb jedoch ohne Mühe ruhig. Er war es durchaus gewohnt, aufgrund seines Namen verspottet zu werden.
„Einträge gefunden. Yduhereos, sie sind Händler und bewiesen sich bisher sehr geschickt in Handelsangelegenheiten, falls wir also mal feilschen müssen sind sie unser Mann. Eleiys, die haben als Zwölfjährige einen Kochwettbewerb gewonnen und werden somit als Schiffsköchin eingeteilt.“ Sie schaute ihn überrascht an. Was zum Teufel wusste dieser Geheimdienst eigentlich nicht und sollten die Argonen nicht eigentlich Besseres zu tun haben als zwölfjährigen Teladi nachzuspionieren? „Zuletzt Jürgen, sie haben sich in Sachen Wortgewandtheit bewiesen und den Teladi Star, die höchste zivile Auszeichnung der Teladi, erhalten, da sie bei einem Banküberfall den Kriminellen zur Aufgabe...“ Hauptmann Vasquez stockte einen Moment und überflog die Daten noch mal. „Sie haben ihn zur Aufgabe überredet, während er ihnen eine Waffe an den Kopf hielt, wodurch sie ihr Leben und das von drei weiteren Geiseln gerettet haben. Damit sind sie unser Diplomat für dieses Schiff.“ „Danke, und... nennen sie mich bitte Ypopaseos. Jürgen ist nur Teil des offiziellen Namen, wissen sie...“, sagte Ypopaseos möglichst gelassen. „Wie sind se eigentlich zu so einem intressanten Namen gekommen?“, fragte Jonathan nachdenklich. „Meine Sache“, fauchte Ypopaseos nur kurz. Erst jetzt, wo er leicht fauchte, viel auf, wie akzentfrei er im Grunde sprach. Yduhereos funkelte Ypopaseos aus irgendeinem Grunde böse an, doch der schien das zu ignorieren oder nicht zu bemerken. Anderen aus der Gruppe fiel das durchaus auf, aber keiner sagte etwas. „Jetzt die Boronen“, sprach Vasquez weiter. Sie nannten ihre Namen und wurden eingetragen, Vasquez erzählte lediglich etwas davon, dass sie gute Mechaniker seien und fügte nichts weiter hinzu, musste aber offensichtlich etwas ausgelassen haben oder nicht wissen, denn es war schon mehr nötig als nur gut zu sein, um auf dieses Schiff zu kommen. Jonathan fragte nur kurz, ob er Utwe auch Uwe nennen dürfe, was dieser lächelnd bejahte. Das Lächeln war etwas daneben und viel zu weit ausgedehnt, aber langsam lernten die drei Boronen durch Beobachten die Mimik besser kennen und erwiesen sich als sehr anpassungsfähig.
„Und wie lauten die Namen unserer hübschen Damen?“, erkundigte sich Vasquez. „Ich bin Obergefreite Sarah Taylor, Infanteristin, werde vermutlich das Enterkommando repräsentieren“, sagte die erste junge und brünette Frau voller Elan. „Mein Name ist Johanna Keppel, ansonsten gilt das Gleiche für mich.“ Sie sah Sarah zum Verwechseln ähnlich, nur dass ihre Haare schwarz waren. Sie hätten Geschwister sein können, doch ihre Namen verrieten, dass es nicht so wahr. Vasquez hatte alle eingetragen und schrieb seinen eigenen Namen auch in die Liste. „Ich bin Hauptmann Pedro Vasquez und werde aufgrund zu niedriger Teilnehmerzahl die Crew auf der Brücke unterstützen. Bis auf meinen Rang habe ich keine weiteren hohen Verdienste, stehe aber auch in der Liste der Zugelassenen. Damit wären wir dann 12. Das sollte reichen, auch wenn eigentlich 20 Mann Besatzung angegeben sind.“
„Sie sehn nich aus wie Jemand, der Vasquez heißt“, bemerkte Jonathan. „Ich... Was? Wie soll denn ein Vasquez schon aussehen?“, wunderte sich Pedro. „Na irgendwie äquatorial, nich, Mafia und so... wo habense denn eigentlich de Narbe her? Das große Ding in der linken Wange da“, hakte Jonathan weiter. „Die habe ich mir in der Küche mit einem Hackmess... Was geht sie das eigentlich an?“, entrüstete sich Pedro. Dieser Kerl konnte vielleicht Fragen stellen! „Na, nu regen se sich mal nicht gleich auf! Ist ja nicht bös´ jemeint oder so!“, entschuldigte sich Jonathan, dessen Augenlider immer noch auf Halbmast hingen - wie müde konnte einer alleine eigentlich sein? „Wer sind sie denn überhaupt? Scheren sie sich raus, sie haben nichts bei der Mannschaft zu suchen!“, sagte Pedro herrisch und winkte ihn ab, doch Jonathan blieb stehen. „Nicht zu der Mannschaft? Na, wo kommt denn dann de Kapitän hin, des bin ick nämlich!“ Phyvit brach in Gelächter aus, ebenso die Paraniden, während die Teladi ihn nur skeptisch ansahen und Pedro konfus da stand. Die Obergefreiten, die mit Jonathan gekommen waren, zeigten keinerlei Überraschung, wussten also offenbar schon davon. „Na, wie heißen sie denn? Ein Mann mit ihrem Benehmen, niemals hier...“, zweifelte Pedro. „Jonathan Jackson, Offizier. Na, eigentlich Unteroffizier, und wenn wa janz genau sind, dann Unteroffiziersanwärter, aber auf mein´ Schild steht Unteroffizier.“ Pedro durchsuchte seinen Computer und fand den Namen tatsächlich, verglich die Bilder und verlangte dann zum ersten Mal von einem Bewerber den Pass, der eigentlich schon am Eingang kontrolliert wurde - alles stimmte überein. „Aber halt Mal, wenn sie tatsächlich Jonathan sind, wo bleiben ihre Soldaten? Sie sollten doch neun Mann mitnehmen, nicht wahr?“, fragte Pedro. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass der Mann, der hier die ganze Zeit nur rumgenervt hatte, Kapitän werden sollte - schließlich war Pedro selbst ja noch ranghöher als dieser Hampelmann!
„Hatten alle keine Lust, nur die beiden Schönen hier wollten fliegen“, sagte Jonathan lächelnd. „K... keine Lust?!“ Pedro sah ihn verzweifelt an. „Natürlich, das passt zu den niederen Kreaturen, jeder Idiot wird Zerstörerkapitän!“, spottete Phyvit selbstzufrieden. „Die unheiligen Wesen kriegen einfach nichts auf die Reihe“, stimmte Omanckalom zu. Kesmanckaltis nickte nur mit dem Kopf, wie er es die ganze Zeit lang getan hatte, und blickte weiter ins All. Vermutlich hatte er gar nicht gehört, worum es ging. Tatsächlich nickte er immer weiter, selbst als das Gespräch jetzt kurzzeitig aussetzte.
„Da werde ich noch mal den Vorgesetzten informieren, das kann doch nicht sein... Überhaupt bist du... Sie einen Tag zu spät! Ich glaube, ich werde ihre Stelle als Kapitän übernehmen müssen“, sagte Pedro selbstsicher. „Des wird nichts“, widersprach Jonathan und pfiff laut. „Fahrscheinkontrolle! Führerschein und Fahrzeugpapiere!“, rief er wie eine Mischung aus Bahnwärter und Polizist, um den Verwirrten kurz darauf alles Genannte zu präsentieren. Pedro wollte gerade abermals widersprechen, aber Miju kam ihm zuvor. „Also ich finde den Captain lustig!“, sagte sie, ohne dabei den Übersetzungscomputer benutzen zu müssen - denn sie und ihr Bruder lernten in der Schule Handelssprache, anders als der alte Itesois, der nur schwer die Worte herausbekam, auch wenn er im Grunde das Meiste verstand. Omanckalom stieß seinen Kollegen an, er solle doch auch mal was sagen, aber Kesmanckaltis fummelte nur kurz an seinem Ohr herum und sagte: „Hä?“. Omanckalom schüttelte den Kopf und Kesmanckaltis stülpte die Stöpsel wieder ein, um weiter zu nicken und sich dabei Paranoid Techno über seinen Discman reinzuziehen.
Widerwillig trug Pedro auch Jonathan in die Mannschaftsliste ein und beendete damit die Besprechung, auch wenn er später Jonathans Daten noch mal überprüfen wollte, denn dieser Mann hatte offenbar keine Verdienste, die ihn dazu berechtigten, in der Zugelassenenliste aufzutauchen. Außerdem war der Kerl ihm unsympathisch. Die dreizehn sollten sich am nächsten Morgen wieder vorm Schiff treffen, um zur Verstärkung nach Trantor zu reisen, bis dahin bekam ein jeder ein Einzelzimmer zugeteilt, auch wenn die Personen einer Rasse dieses später in je ein Mehrbettzimmer umtauschten, um sich besser kennen zu lernen oder weil das halt günstiger war. Pedro war wirklich erleichtert, doch noch eine Crew aufstellen zu können. Er hätte gleich beim ersten Mal direkt nach Namen und Berechtigung fragen sollen, dann hätte er dort vorne nicht wie ein billiger Vertreter gewirkt und alle verscheucht - nun, letztendlich war eine Truppe rekrutiert, was daraus werden würde, stand noch in den Sternen. Und diese waren nicht fern, im Weltall waren sie ja schließlich schon.

Kapitel III.
Versteckte Kamera
„Wenn sie über diese Linie treten und in die Röhre zum Schiff gehen, dann sind sie Soldaten der argonischen Föderation und haben ihre Befehle ohne Wenn und Aber zu befolgen. Sie müssen ihrem Captain dienen. Sind sie dazu bereit?“, fragte Hauptmann Vasquez. Er selbst befand sich neben dem Durchgang und vor ihm stand die Crew. „Vielleicht wären wir das, wenn der Captain hier wäre“, meinte Omanckalom in herausforderndem Tonfall. Pedro schwieg, er hatte kein Gegenargument und wusste selbst nicht, wo der Kerl blieb. Er hatte den ganzen vergangenen Abend damit verbracht, irgendetwas zu finden, mit dem er Jonathan belasten und aus dem Projekt rauswerfen könnte, doch der Captain schien sauberer zu sein als ein, sagen wir mal, verdammt sauberes Handtuch.
„Nun, dann nehmen wir an, er wäre hier - sind sie bereit, der Crew endgültig beizutreten?“
„Ich werde tun, was ich kann“, sagte Sarah geradezu heldenhaft. „Und auch ich werde mein Bestes geben“, stimmte Johanna ein. Die beiden schienen sehr von der Marine angetan zu sein, vielleicht waren sie aber auch nur wegen der Uniformen beigetreten. Auch die anderen stimmten zu, wenn auch auf ihre eigene und ganz persönliche Art und Weise. Phyvit beispielsweise trat mit einem „Pfff“ bei, das eindeutig zweideutig war. Er wurde als „Ja“ gewertet.
„Gut, dann sind wir ja... Komplett...“, sagte Pedro und mitten im Satz fiel ihm auf, wie wenig das zutraf. Die wichtigste Person war abwesend und die Werftarbeiter warteten schon angespannt darauf, endlich dieses Schiff von den Dockklammern befreien zu können. Die Starterlaubnis war gegeben und einige ranghöhere Militärs hatten sich schon erkundigt, ob irgendetwas nicht stimmte.
„Der Captain der Hecate Mimir wird gebeten, endlich abzulegen“, lautete eine entnervte Stationsdurchsage. Mittlerweile hatte ein TL Stellung genommen und wartete darauf, endlich einen freien Landeplatz vorzufinden. Es klackerte wieder in der Leitung und eine weitere Stationsdurchsage wurde ausgegeben. „Hier spricht Jonathan. Ich warte schon seit über ´ner halben Stunde auf meene Crew, wo bleibt ihr, Leutz? Ich jedenfalls bin auf der Brücke der Heckatsche MIR... Oder wie dat Ding heißt.“ Nach einer kurzen und peinlichen Stille machte sich Ypopaseos mit den Worten „Was zum Teufel ist eine Stunde?“ auf, das Schiff zu betreten, die anderen folgten schulterzuckend (soweit Schultern vorhanden waren). Die Paraniden und die Splitdame folgten als Letzte und beschwerten sich vorher nochmals deftigst über die Organisation bei den Argonen.
„So, dann wär´n wa ja wirklich komplett!“, sagte Jonathan zufrieden, als alle die Brücke betreten hatten. Es handelte sich um einen runden Raum, in dessen hinteren Mitte ein leicht erhöhter Sitz stand, der von mehreren Computern umgeben war. Dort saß Jonathan, es war der Platz des Captains. Von seinem Sitz aus konnte man alle wichtigen technischen Daten überblicken, Befehle in andere Sektionen des Schiffes geben und aktuelle Statustabellen einsehen sowie Sektorkarten und 3D-Ansichten inklusive Schadensmeldung betrachten oder Computerspiele spielen. Am Rande des Raumes war eine Reihe von Tischen mit weiteren Computern aufgestellt, von denen aus sechs Crewmitglieder weitere Systeme steuern konnten. Diese Tische waren genau genommen nur große Rechner, die in die Wand eingearbeitet waren und auf denen große Bildschirme prangten. Das sah sehr veraltet aus, handelte sich aber damals um einen Meilenstein, da dieses Schiff ursprünglich manuell gesteuert wurde, soll heißen die Crew musste damals an Kurbeln drehen, um die Ruder zu bewegen. In die Decke waren mehrere Lampen eingebaut und die Wände waren frisch in weiß gestrichen worden, dennoch wirkte die gesamte Einrichtung sehr altmodisch und überhaupt war die Brücke nicht sehr groß, sodass hier auch kaum mehr als zwanzig Personen Platz hatten, ohne sich drängen zu müssen. Links und rechts in den hinteren Ecken waren Leitern, die in einen Korridor unter der Brücke führten. Dort befanden sich die sparsam eingerichtete Küche und die ebenso spartanischen Mannschaftsquartiere. Der einzige Luxus war ein Schwimmbecken für die Boronen, da ein Aufenthalt in ihren Spezialanzügen auf Dauer nicht unbedingt angenehm war. Über die Leitern kam man noch einige weitere Stockwerke hinunter und man konnte über die Korridore viele Teile des Schiffes erkunden, doch warteten hinter den meisten Türen nur Maschinen- und Lagerräume. Da die Technik beim Bau dieses Schiffes noch nicht weit fortgeschritten war, nahmen sämtliche Maschinen viel mehr Platz ein als jetzt normal und basierten auch auf ganz anderen Technologien. Ganz unten hinten im Schiff lagen zwei Rettungskapseln für je zehn Mann, mit denen man entfliehen konnte und unweit im Korridor unter der Brücke war eine Schleuse, über die man direkt in den Weltraum aussteigen konnte. Sie war im Grunde nur eingebaut worden, um Minenfelder abwerfen zu können. Zudem befanden sich hinter den drehbaren Geschützkanzeln winzige Räume, aus denen man die Waffen steuern konnte. Das war auch schon alles, was man hier zu sehen bekam - mechanische Geräte und einfach eingerichtete Quartiere. Jonathan hatte ein Blatt mit Notizen bereit gelegt und begann einen kurzen Vortrag über die Arbeitsteilung.
„Miju und Uwe, euch beiden hab´ ich die Steuerung dieses Ungetüms zugeteilt. Dieses Schiff is zum Teil mit boronischer Technik gebaut worden, das sollte euch also keene Probleme bereiten. Die Plätze sin´ links und rechts der Frontscheibe. Itesois, sie werd´n in Notfällen direkte Reparaturen durchführen, können dabei zur Hilfe eventuell unbeschäftigte Besatzungsmitglieder mitnehmen. Kesmanckaltis und Omanckalom, sie gehen an die Waffenbedienung. Damit können sie die Großwaffen und die Raketen einsetzen. Ihre Sitze sind jeweils neben den Boronen. Jür... Ypopaseos, sie sind Funker, der letzte Platz rechts, Phyvit, sie übernehmen die Statuskontrolle auf dem letzten Platz links.“ Sie wollte gerade widersprechen, da sie Schützin war, keine Mechanikerin, aber Jonathan fügte eilig hinzu: „Von dort aus kann man auch die drehbaren Geschütztürme steuern.“ Die Split war besänftigt und Jonathan konnte seine Befehle ohne Unterbrechung fortsetzen. „Eleiys, sie sind Schiffsköchin und damit die einzige Zivilistin. Falls jedoch ein Besatzungsmitglied ausfallen sollte, werden sie es ersetzen. Yduhereos, Sarah, Johanna, sie drei sind Crewman und Enterkommando. Falls wir geentert werden, sind sie unsere Hoffnung. Ansonsten können sie im Maschinenraum helfen oder andere Arbeiten ausführen - sie sind also unsere Leute für alles. Mafia-Vasquez, du bist mein erster Offizier. (Pedro sah ihn skeptisch an.) Falls ich sterbe oder schlafen will, übernimmst du meine Position. Außerdem darfst du die Kontrolle über Luftfeuchtigkeit und Temperatur übernehmen.“ Jonathan sah in die Runde und erwartete eine Reaktion. „Noch Fragen?“
„Seit wann triffst du intelligente Entscheidungen?“, wunderte sich Phyvit voller Zynismus.
„Wieso ich? Ich habe nur ein Fax von der argonischen Regierung auf meine Art vorgelesen...“, sagte Jonathan. „Außerdem habe ich mich rasiert und meine Haare gekämmt. Kess, nicht?“ Kesmanckaltis blickte ihn fragend an, drehte dann seinen Discman lauter und begann wieder zu nicken. Omanckalom riss ihm den Kopfhörer aus dem Ohr und schrie ihm hinein, welche Position er nun besetzen solle.
„Hä?“, sagte Kesmanckaltis nur, ging dann aber auf die richtige Position und hörte weiter seine Musik. Offenbar hatte er doch ansatzweise verstanden, worum es ging. Auch die restlichen Crewmitglieder nahmen ihre Position ein und Itesois ging zusammen mit Sarah einmal schnell die Strecke zum Hauptmaschinenraum ab, um sich den Weg einzuprägen. Wirklich schnell ging das jedoch nicht, denn Itesois Umweltanzug brauchte einige Zeit, bis er die Leitern hinunterkam. Dazu musste einer der eingebauten Fangarme eine Seite der Leiter ergreifen und sich langsam daran herabgleiten lassen - ein recht zeitaufwendiger Vorgang. Hätte der TL hinter ihnen eine Hupe gehabt, hätte mittlerweile ein Konzert begonnen.
„Hier Ypopaseos, Kommunikationsoffizier. Wir sind bereit zum Starten. Andockklammern und Verbindungsröhre lösen“, forderte er. „Anfrage genehmigt“, antwortete das automatische Computersystem und langsam wurde die Hecate Mimir freigegeben.
„Mein Name ist George Lee, ich bin der zuständige Flottenadmiral. Begeben sie sich auf direktem Kurs nach Trantor und warten sie weitere Instruktionen ab. Falls sie Xenon sehen sollten, eröffnen sie das Feuer. Piraten werden ignoriert, solange sie sich friedlich verhalten. Übertragung beendet“, sagte eine befehlende Stimme aus den Lautsprechern. Dazu wurde kein Bild übertragen, aber George Lee war offenbar Jemand, der darauf aus war zu verschwinden, bevor Jemand unangenehme Fragen stellen konnte. Itesois und seine Helferin blieben auf der Brücke, da im Maschinenraum gerade nichts zu tun war, seine beiden Lehrlinge jedoch starteten jetzt die Antriebe und langsam setzte sich der Zerstörer in Bewegung, flog auf das Osttor zu, das direkt vor ihnen lag.
„Kurskorrektur zwei Grad runter, drei Grad Backbor... Steuerb... Links jedenfalls“, befahl Jonathan, der diese Daten gerade von einem seiner Monitore abgelesen hatte. Miju schob langsam einen Regler nach vorne und einen anderen nach links. Utwe drückte einen Weiteren leicht vor, um die Geschwindigkeit zu erhöhen.
„Na also, läuft doch alles wie geschmiert!“, rief Jonathan zufrieden und lehnte sich zurück. „Vielleicht sollte ich sie daran erinnern, dass wir noch nicht im Kampfgebiet sind“, warf Pedro ein, der in der Mitte des Raumes stand und mit strammer Körperhaltung in Richtung des Sprungtores sah. Alle anderen ohne festen Sitzplatz hatten sich entweder auf den Boden gesetzt oder an eine Wand gelehnt, Itesois hatte als Einziger der Herumstehenden keine solchen Freiheiten, da sein Anzug ihn doch recht einengte.
„Ich glaube, jetzt können wir die Schilde hochfahren“, sagte Jonathan.
„Ähm... Welche Schilde?“, wunderte sich Phyvit. „Diesen Anzeigen hat dieses Ding hier keine derartigen Vorrichtungen. Aber so sind die Argonen nun mal, verlassen sich darauf, nicht getroffen zu werden.“ „Der Einbau von Schilden war mir leider nicht möglich, da die Waffen und Antriebe zu viel Energie verbrauchen - außerdem gab es damals noch keine. Dies hier ist eine Art Artillerieplattform, wir müssen versuchen, eine möglichst große Distanz zum Feind zu halten“, sagte Itesois und machte dabei ab und zu Pausen, um sich ein passendes Wort zu überlegen. Er hatte schon einige Zeit nicht mehr die Handelssprache benutzt, doch schien es noch gut zu klappen. „Was soll das heißen, es war ihm nicht möglich? Als wenn es irgendetwas mit dem Bau zu tun gehabt hätte!“, rief Phyvit spöttisch. Itesois runzelte nur seine Stirn, die bei Boronen recht knapp ausfiel und verkniff sich irgendeinen Kommentar.
„Crewman!“, rief Pedro. „Seien sie vorsichtiger mit dem, was sie sagen! Ihnen ist die Wichtigkeit dieser Mission gar nicht bewusst...“ „Es geht darum, einen argonischen Sektor zu verteidigen, was soll daran wichtig sein? Split meint, ihr könnt alle verrecken“, sagte Phyvit und wandte sich ihren Bildschirmen zu, als sei nichts gewesen. „Sie verstehen nicht“, widersprach Pedro etwas niedergeschlagen. „Diese Crew hier muss zusammenhalten. Wir haben Beispielfunktion und sind momentan das einzige Kriegsschiff mit einer Besatzung aus mehreren Völkern! Wenn wir gut arbeiten, werden es uns andere gleich tun und wir können die Xenon schlagen. Nur gemeinsam sind die Völker fähig, die Gefahr zu besiegen...“ „Wenn wir also nich zusammenarbeiten, geht die Föderation flöten?“, erkundigte sich Jonathan gelassen. „Nicht nur die Föderation“, sagte Pedro ernst. Omanckalom lachte nur. „Bloß, weil ihr niederen Kreaturen nicht gegen den Feind ankommt, heißt das nicht, dass wir auch machtlos sind!“
„Ihr tut uns unrecht“, widersprach Utwe. „Der Feind ist zu stark und Niemand kann die Xenon im Alleingang besiegen. Vermutlich sind wir wichtiger, als wir bisher annahmen. Eine Art Prototyp der Zusammenarbeit.“ „Es meint mich, ich bin wichtiger. Ihr seid nur Niederrassige“, sagte Phyvit kalt. „Genau, äh... die Split und Paraniden kommen gut alleine aus!“, stimmte Omanckalom ein. „Wer spricht denn hier von Paraniden? Die gehen doch als Erste unter“, lachte Phyvit. „Unser Glaube wird uns beschützen!“ „Ihr Glaube bringt ihnen nichts, wenn sie tot in einem verbeulten Metallsarg liegen“, widersprach Phyvit. „RUHE!“, befahl Pedro. „Genau das ist es, was ihr vermeiden sollt!“ Niemand antwortete darauf, aber die angespannte Stimmung blieb. Phyvit wandte sich ihren Monitoren zu und Omanckalom musste erst einmal begreifen, dass die Split gar nicht seiner Meinung war, wo er sie doch die ganze Zeit unterstützt hatte. Die Teladi hatten das verbale Gemetzel nur vom Seitenrand her beobachtet, dachten sich aber ihren Teil dazu. Der TL hatte mittlerweile an der Werft angedockt und der halbe Weg zum Sprungtor lag hinter ihnen. Kurzzeitig brach eine Art peinliche Stille herein, wenn auch eine angespannte, da sich einige Crewmitglieder mit Freuden gegenseitig an die Gurgel gegangen wären.
„Wir treffen in drei Mizuras am Sprungtor ein, wenn wir die Antriebe nicht weiter belasten wollen“, sagte Miju mit einem Blick auf ihre Datenanzeigen. „Gut, wir ham ja Zeit“, sagte Jonathan nur kurz und sah hinaus. „Was zum Teufel sind Mizuras?“ „Die im Weltraum übliche Zeiteinteilung“, berichtete Pedro. „Eine Mizura entspricht in argonischer Zeit ca. 2,7 Minuten, der Flug dauert also noch etwa acht Minuten. 96 Mizuras ergeben eine Stazura, das wiederum sind in argonischer Zeit 4,3 Stunden. Sieben davon ergeben einen Weltraumtag, Tazura genannt...“ Jonathan deutete auf seinen ersten Offizier und kicherte kopfschüttelnd. „Wo ham se dich denn rausgelassen? Schreib am Besten noch ´n Buch drüber.“ „Das habe ich auch“, sagte Pedro ernst und erntete überraschte Blicke. „Will Jemand eins kaufen?“ Da war sie wieder, die peinliche Stille...
„Wie ssieht es eigentlich mit Bezzahlung ausz?“, fragte Yduhereos kurz darauf. Er hatte sich bisher nur aus Gründen der Höflichkeit damit zurückgehalten. „Ich meine, wie hoch iszt unser Gehalt? Wasz gibt´ss pro Sztazura?“
„Sie... Werden nicht bezahlt“, sagte Pedro stockend. „Dies ist schließlich eine freiwillige Mission. Es war nie von Geld die Rede, also“ „Wasssz?!“, rief Yduhereos. „Ich ssoll mein Leben aufss Szpiel ssetzen und werde nicht bezahlt? Drehen ssie ssofort um, ich bleibe hier. Ohne Bezahlung, Sssmaryte!“ Pedro sah seinen Captain fragend an, denn abgesehen davon, dass er den teladianischen Begriff am Ende nicht verstanden hatte wusste er nicht, was er nun tun sollte.
„Wir drehn nicht um“, befahl Jonathan. „Wär ja noch scheener, wenn wa wegen jedem Problem gleich umdrehn. Yduhereos, ich zwing dich nicht hier zu bleiben, wir haben genug Raumanzüge. Dennoch sollte ich dich daran erinnern, dass aufgrund zu schwacher Militärkräfte gerade keine Piraten angegriffen werden und sich da draußen einige Bayamon tummeln“, sagte er und blickte den Teladi an. Wütend trat der gegen die Wand und kletterte die Leiter hinunter, um in sein Quartier zu gehen. Eleiys war sichtlich enttäuscht und Ypopaseos war ebenfalls nicht wirklich angetan davon, umsonst zu arbeiten. Den Boronen war die entgangene Bezahlung egal, da sie hier ja umsonst verpflegt wurden und alle anderen wurden von ihrem Staat für den Militärdienst entlohnt, da sie offiziell Soldaten waren.
„Gut gemacht, Argon, jetzt hat es auch schon die Teladi vergrault. Ich habe das Gefühl, dass bald eine Meuterei ansteht“, stichelte Phyvit voller Schadenfreude und wartete auf die Reaktion des Captains. „Crewman!“, schrie Pedro und verlor seine Haltung. „Wir sind nicht aus dem Sektor raus und sie drohen schon dem Captain! Gehen sie unverzüglich auf ihr Quartier und bleiben sie dort, bis wir Trantor erreichen!“ „Achso, wenn es keine Argumente mehr hat, nimmt es halt seine Autorität. Nun, wenn das so ist“, sagte Phyvit ohne jeden Spott in der Stimme, war sich jedoch der Wirkung durchaus bewusst. Jonathan lächelte nur. „Na, nu reg dich mal nicht auf. Du solltest nen Tee trinken, das beruhigt.“ „Was erlaubt es sich?“, keifte Phyvit. „Ähm... Phyvit, mit dir redet keiner. Ich mein den Mafiosi Vasquez hier. Komm, fahr wieder runter.“ Pedro sah ihn nur erstaunt an, Phyvit hingegen ärgerte sich jetzt erst wirklich. „Was soll das?“, fragte Itesois. „Captain, sie sollten jetzt nicht auch noch anfangen“, sagte er, ohne dass sich dabei eine Emotion auf seinem Gesicht wiederspiegelte. Wie man Abneigung mimisch darstellte, wusste er noch nicht. Jonathan dachte einen Moment lang darüber nach, musste dann aber zustimmen und entschuldigte sich bei Phyvit, die dadurch etwas perplex wurde, aber nicht minder zornig. Im Grunde hatte Jonathan wirklich Pedro gemeint und keine Hintergedanken gehabt, verstand aber, dass er etwas dumm geschwätzt hatte. Das Sprungtor lag nun nur noch zwei Kilometer vor ihnen. Der übliche Vorgang bei Zerstörerdurchflügen, die andere Seite des Tores erst mal zu räumen, war aufgrund der geringen Größe der Hecate Mimir nicht notwendig und so konnten sie ohne vorherige Wartezeit hindurchfliegen. Es war ein etwas merkwürdiges Gefühl für Jonathan, mit diesem Raumer ein Sprungtor durchqueren zu müssen, da er noch nie eines benutzt hatte und genau dieses Schiff nicht unbedingt so aussah, als würde es in einem Stück wieder drüben ankommen.
„Alle Mann festhalten“, befahl Jonathan unsicher, ohne sich jedoch selbst daran zu halten. Die Spitze des Schiffes, die man von der Brücke aus sehen konnte, tauchte durch die unsichtbare Fläche, die in dem Tor gespannt war, plötzlich leuchtete diese kreisförmig von innen nach außen grün auf, verwirbelte sich und saugte dann stoßartig das gesamte Raumschiff ein. Die Crewmitglieder sahen während des Sprunges eine Art Tunnel, durch den sie sich mit Mordsgeschwindigkeit hindurch zu bewegen schienen, bis dann plötzlich ein lautes „Plop!“ ertönte und sich auf der anderen Seite des Tores hinausgeschleudert wurden. Im ersten Moment waren sie schneller als dieses Schiff überhaupt fliegen konnte, aber kaum hatte sich das Heck aus der grün schimmernden Masse des Tores gezogen, waren sie wieder so schnell wie vor dem Sprung.
„Das war´s?“, fragte Jonathan. „Das war´s“, bestätigte Pedro. Der Captain fand die ganze Sache sehr überraschend, denn trotz der hohen Sprunggeschwindigkeit waren alle noch auf Position und Niemand war durch den Raum gewirbelt worden. Es war so, als wären sie gar nicht gebeamt worden, sondern hätten das Ganze nur auf einem Bildschirm betrachtet. „Wissen sie, Vasquez... Mir ist schlecht“, gestand Jonathan und fiel seitwärts von seinem Sitz. Kopfschüttelnd sah Pedro ihn an und hievte ihn dann wieder auf seinen Platz. „Der Captain ist offenbar gerade verhindert“, sagte der erste Offizier und sah sich die Navigationskarte an. „Kursänderung 47° Süd.“ Während Miju und Utwe den Befehl durchführten, begann Phyvit mit Freude wieder ihre Arbeit an der Zerstörung des Arbeitsklimas.
„Warum sind die Boronen eigentlich so still? Haben sie nichts zu melden? Aber so funktioniert die Befehlsstruktur hier wohl, die Argonen stehen an der Spitze - nicht wahr?“ Omanckalom wollte darin einstimmen, doch Phyvits Kommentar vorhin über die Stärke der Paraniden hatte ihm zu denken gegeben. „Du sagst es - das ist nicht wahr. Halt dein... Halte es sein Schandmaul oder es wird all dies noch bitter bereuen.“ Omanckalom bereitete es einen großen Spaß die Split ebenso zu behandeln, wie sie alle anderen behandelte. „Ach, natürlich, es meint, gegen mich zu sein, doch übernimmt es schon meine Gewohnheiten und ist jetzt im Grunde Niemand mehr, weder Paranide noch Split. Wie tragisch.“ Aus den Augenwinkeln sah sie, wie ihn diese Bemerkung kalt ließ. Omanckalom wandte sich der Waffensteuerung zu und prüfte die Systeme, was wiederum Phyvit erzürnte. „Kindergarten“, stellte Eleiys fest und sah zu Ypopaseos, der auf teladianisch zustimmte. „An Bord dieses Zerstörers wird Handelssprache gesprochen“, tadelte Utwe. „Kurskorrektur ausgeführt“, setzte Miju hinzu. „Und jetzt benehmt euch - alle. Auch die Teladi“, sagte sie mit ernster Stimme. „Wir sitzen alle im selben Boot und das nicht nur sprichwörtlich. Seid wieder freundlich zueinander. Schließlich haben wir Beispielfunktion.“ „Schön für die Boronen, dass diese feigen Tierchen sich den Argonen beugen“, rief Phyvit. Jonathan hatte seine Übelkeit langsam vollends besiegt. „Soldat“, sprach er sie an. „Die Familie Whi hat se geschickt, um diese Mission zu unterstützen, nich, um se zu vereiteln. Verhalten se sich entsprechend, denn ich bezweifle, dass sie mit Beleidigungen den Stolz der Split Clans auf sich ziehen.“ Diese Worte waren gut überlegt und sollten die Situation entschärfen, auch wenn sie Phyvit nur dazu anregten, sich eine andere Methode auszudenken, mit denen sie die Crewmitglieder schikanieren konnte. Gewiss hatte Jonathan recht, sie war zur Hilfe entsendet worden, aber das auch nur offiziell. Zu Hause würde sie Niemand dafür verurteilen, die Crew kaltblütig zu ermorden, viel mehr wäre das sogar erwünscht gewesen, denn nur eine tote Kreatur ist eine gute Kreatur. Für den Moment beließ sie es jedoch dabei.
„Flugzeit?“, erkundigte sich der Captain. „Diesen Angaben nach über eine Stazura, wenn wir nicht weiter beschleunigen. Wir könnten weiter aufdrehen, aber ich glaube nicht, dass das jetzt nötig ist. Es würde nur die Antriebe abnutzen“, sagte Utwe. „Jut, Uwe, dann bleiben wir auf Kurs. Ihr habt jetzt alle eine Viertelstazura frei, egal, wie lange das auch sein mag“, sagte Jonathan und stellte seinen Sitz so zurück, dass er einigermaßen bequem darin liegen konnte. Itesois, Utwe und Miju machten sich sofort auf den Weg zum Schwimmbecken, um sich ein wenig die Tentakel zu verschwimmen (~Beine zu vertreten). Der Rest der Mannschaft blieb vorerst auf Position, denn in diesem armseligen Zerstörer gab es keine Unterhaltungsmedien oder sonstige Ablenkung, sodass sie nur versuchen konnten, auf ihren Bildschirmen ortsansässige Fernsehsender zu empfangen. Kesmanckaltis begriff als Einziger nicht, dass Pause war, denn er hatte im Grunde schon die ganze Zeit Pause gemacht und kein Wort von dem gehört, das gesprochen wurde. Es sei verkündet, Paraniden hören bei der Arbeit Techno. Nach nur kurzer Zeit erhob sich Phyvit von ihrem Stuhl und kletterte hinab in den Korridor. Niemand fragte, wohin sie wollte, denn aufgrund ihres Benehmens war sie den Meisten egal.
Yduhereos, der der Brücke frühzeitig wegen Unterbezahlung entflohen war, lag in einem der hinteren Kasernenbetten im Mannschaftsquartier für die Landlebewesen. Hier waren zehn Doppelbetten nebeneinander aufgestellt, die aus einem blau angestrichenen Metallgerüst bestanden. Die Sprossen der Leitern, die zu den oberen Matratzen führten, waren derart dünn, dass man sie nur mit Schuhen betreten konnte, ohne langanhaltende Schäden an den Fußsohlen davon zu tragen. Eine Tür weiter war die Toilette, ebenfalls nur spärlich ausgestattet. Yduhereos spielte mit seinem Goldkettchen herum und regte sich immer noch darüber auf, dass diese Mission tatsächlich nicht bezahlt wurde. Mit einem Raumanzug zurückreisen wollte er nicht, da er weiterhin an seinem Leben hing. Phyvit schritt auf ihn zu und setzte sich auf das Bett neben ihm, Yduhereos setzte sich auf.
„Wasz iszt?“, fragte er. „Bist du nicht auch der Meinung, dass der Captain unfähig ist?“, fragte Phyvit. Du?, wunderte sich Yduhereos, woher auf einmal der beinahe freundschaftliche Tonfall? „Nicht nur der Captain“, bestätigte Yduhereos und wartete darauf, dass Phyvit offenbarte, warum sie plötzlich beinahe freundlich war. „Nun, dann unterstützt du die Meuterei?“ „Meuterei?!“, rief Yduhereos erschrocken und zuckte zusammen. „Du kannszt doch nicht ernszthaft... Doch, du biszt eine Split, du kannst. Vermutlich biszt du auch nur ausz dieszem Grunde mitgekommen, nicht wahr?“ „Ich bin gekommen, um die Föderation zu unterstützen, wie es mir befohlen wurde. Doch mit Boronen an Bord und einer derart schlechten Führung ist nichts zu

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Post by HelgeK » Tue, 21. Sep 04, 20:15

machen“, erklärte Phyvit. „Ich kaufe dir nicht ab, dasss du dann als Captain weiter auf Sseiten der Föderation sstehsst“, sagte Yduhereos ohne viel nachdenken zu müssen. Diese Freundlichkeit war ganz offensichtlich nur gespielt, um ihn zu überreden. Phyvit musste wirklich keinen anderen Ausweg kennen, denn wenn Split freundlich zu anderen Völkern werden, muss schon einiges passiert sein. „Ich habe nie behauptet, auf Seiten der Föderation zu stehen. Wir würden Piraten werden - und das ist auch was für dich. Der Lagerraum ist groß, die Waffen sind stark; es ist Teladi, ich bezweifle, dass du aus irgendeinem anderen Grund als dem Gelde mitgekommen bist.“ Auch, wenn sie zwischendurch in die dritte Person zurückgefallen war, konnte sie ihn überzeugen. Piraterie war und ist ein lohnendes Geschäft und gerade würden sie nicht gejagt werden. Geld war wirklich der einzige Grund der Reise, doch wurde er ja nun leider nicht bezahlt. Yduhereos kämpfte einen kurzen Moment lang mit seinem Gewissen, begriff dann aber, dass er gar keins haben dürfte. Schließlich war er jetzt Pirat.
„Eleiysz, kommszt du mit in die Küche? Ich glaube, wir ssollten der Mannschaft etwasz kochen, schließzlich iszt bald Mittagsszeit“, sagte Yduhereos, der auf die Brücke gekommen war. Eleiys sah einen kurzen Moment auf die Uhr, es war noch lange nicht soweit, aber auf ein Augenzwinkern Yduhereos hin kam sie doch mit. Kaum waren die beiden nach unten verschwunden, kletterte Phyvit über die Leiter herein und schlenderte etwas umher. Pedro stand immer noch auf militärische Art herum, der Mann musste wirklich Kraft in den Beinen haben, um das auf Dauer auszuhalten. Der Rest der Truppe war weniger an Disziplin interessiert, Sarah und Johanna schwatzten auf den Stühlen der Piloten, Kesmanckaltis bangte seinen head, wie man so schön sagt, und Ypopaseos sah im Halbschlaf irgendeinen Actionfilm auf seinem Bildschirm. Die Boronen waren abwesend, schwammen wohl etwas umher, der Captain, der eigentlich für straffe Organisation sorgen sollte, schlief und schnarchte nicht unbedingt leise.
„Omanckalom, es soll mal kurz mitkommen. Es soll mir mit seiner Stärke helfen, ein Bett richtig zu verschieben“, sagte Phyvit möglichst ohne Abneigung, was aber nicht ganz gelang. Omanckalom sah sie erst zornig an, er hasste es, herumkommandiert zu werden; aber wie war das, sie nannte ihn stark? Grund genug zu folgen. Die Brücke leerte sich allmählich und Jonathan ratzte weiter vor sich hin.
„Das ist alles nicht gut“, klackerte Utwe. Er hatte Freude daran, endlich aus dem engen Anzug herauszukommen und schwamm ein wenig im Becken herum. Das war zwar nicht unbedingt wie zu Hause, aber wenigstens konnte er seine (wenigen) Muskeln entspannen. Mit den Umweltanzügen ist es wie mit Bussen - man sitzt drin und tut Nichts, aber wenn man das zehn Stunden durchgehend macht, ist man ganz schön geschlaucht. „Wird schon“, widersprach Miju. „Sie müssen sich erst aneinander gewöhnen. Dann wird die Crew gut zusammenarbeiten.“ „Vielleicht können wir ja auch mit ein paar Kennenlernspielchen nachhelfen“, schlug Utwe vor. „Das lockert die Stimmung auf und irgendwer muss es ja machen.“ Itesois sah sich lächelnd bzw. hormonausschüttend an, wie seine Lehrlinge planten, die Situation zu verbessern. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass wenigstens sie mutig genug waren einen ersten Schritt zu tun. Nicht, dass die anderen Völker nicht auch freundlich wären, sie wussten es nur noch nicht; zumindest war Itesois dieser Ansicht. Er klopfte gegen die Innenwand des Wasserbeckens, an die er lehnte und sagte leise und nur für sich: „Damals ist das noch nicht da gewesen.“ Miju sah zu ihm hinüber, hatte ihn offenbar gehört, doch Utwe lenkte die Aufmerksamkeit mit dem nächsten Vorschlag direkt wieder zurück zu sich.
„Noch fuff Minuten schlafen...“, gähnte Jonathan, drehte sich auf die Seite und knallte vom Stuhl auf den Boden, um dann dort liegen zu bleiben. Pedro hatte verzweifelt versucht, ihn zu wecken, wurde aber mit aller Kraft, die Jonathan zur Verfügung stand, ignoriert. „Captain, das ist wirklich nicht der Zeitpunkt. Wir werden angefunkt“, sagte Pedro und rüttelte weiter an seinem Vorgesetzten herum; einem rangniedrigeren Vorgesetzten. Mit einem schwachen „Jaja“ setzte sich Jonathan wieder auf. Offenbar hatte ihn der Sturz doch wecken können. „Durchstellen“, befahl er und Ypopaseos drückte nur ein paar Knöpfe, dann erschien ein Gesicht auf einem der Monitore Jonathans. „Kap´ten, wir cheißen sie... ah, Kap´ten, wo sind sie?“, fragte eine verwirrte argonische Stimme. Derjenige, der sie angefunkt hatte, sah nur einen leeren Sitz auf seinem Monitor. Jonathan krabbelte vom Boden und ging in eine einigermaßen würdige und für den anderen Captain sichtbare Stellung.
„Was gibbet´s?“, fragte Jonathan und sah sich seinen Gesprächspartner auf dem Bildschirm an. Ein Marineoffizier in blauer Stoffkleidung, etwas dick vielleicht aber ansonsten ein Durchschnittstyp. „Ick bin der Kap´ten det Sternenschippers Meridian, Korvette. Wir seins ebenfalls auf de Wech nach Trantor und sollten hier mit ein´ Zerstörer treffen, aber ich seh kein´. Haben sie ein´ jesehn?“ „Ähm, ich bin Zerstörerkapitän“, sagte Jonathan. Der andere Captain lachte einen Moment lang und wäre er auch an Bord der Hecate Mimir gewesen, hätte er umso lauter gelacht. Irgendwann las er in Jonathans Gesichtsausdruck, dass das kein Scherz gewesen sein sollte. „Errm, mkay, wir jehn in Formasionsfluch“, meinte der Mann etwas skeptisch und schloss den Funkkanal wieder. Jonathan betrachtete auf dem Radar, wie die Korvette nur kurz hinter ihnen flog. Sie war scheinbar größer als der Zerstörer. Ohne sich weiter mit dem Gedanken zu belasten stand Jonathan auf und verschwand mit den Worten „Ick muss ma´ janz dringend wohin“ im Korridor unter der Brücke. Pedro schaute immer noch verwirrt drein und überprüfte immer wieder die Daten auf dem Radar, aber das änderte nichts daran, dass die Korvette größer war als der Zerstörer. Wirklich eine merkwürdige Begebenheit.
„Was genau machen wir eigentlich, wenn wir in Trantor sind?“, fragte Sarah an Johanna gewand. Die beiden Soldatinnen saßen immer noch auf den Positionen der Steuermänner und unterhielten sich. „Den Krieg gewinnen, denke ich doch mal,“, sagte Johanna, „schließlich sind wir der letzte Zerstörer, der dorthin gebracht wird. Bald beginnt wohl eine Offensive.“ Sarah wankte bedenklich mit dem Kopf. „Aber ich denke, die Flotte ist gerade ziemlich abgebrannt, womit wollen die denn attackieren? Mit diesem Artillerieschiff allein wird das nichts“, widersprach sie. „Hey, Pedro!“, rief Johanna. „Kannst du nicht mal ein bisschen mehr über unsere Aufgabe dort erzählen? Du weißt doch sicher mehr!“ Der Hauptmann sah vom Radar auf und schien einen Moment lang zu überlegen. „Nein, ich weiß auch nicht mehr als ihr. Mir war auch gar nicht bekannt, dass hier eine Korvette zu uns stößt. Trantor ist ziemlich abgeriegelt, also konnte ich über die Nachrichten nichts herausfinden und meine Vorgesetzten schweigen still.“ Jetzt, wo er genauer darüber nachdachte, wirkte er ein wenig enttäuscht. Genau genommen hatte er keine Ahnung, was hinter dem Südtor eigentlich los war. Johanna murrte nur enttäuscht und wandte sich wieder dem Gespräch mit Sarah zu.
„Hoffentlich gibt das kein böses Erwachen, wenn wir drüben sind“, gab Ypopaseos zu bedenken. „Wer weiß, was dort wartet.“ „Was auch immer uns erwartet, wir werden damit fertig“, sagte Pedro selbstsicher. Ypopaseos sah ihn schief an und wandte sich dann wieder seinem Film zu. Er konnte diese Selbstüberschätzung der Argonen nicht leiden, insbesondere dann nicht, wenn sie sein Leben gefährdete. Aber was sollte er tun?
„Meuterei? Wie... Dasz kann doch nicht...“, stammelte Eleiys. „Du willszt ernszthaft den Captain sztürzen? Ja biszt du denn des Wahnszinnsz?“ Yduhereos sah sie verwundert an. Er hatte mehr Zustimmung erwartet. Hoffentlich hatte Phyvit bei ihrem Gespräch mit Omanckalom mehr Glück. Er lehnte sich an den Kühlschrank dieser engen Küche, denn es gab keine freie Wand, an die er hätte lehnen können. Dann suchte er, das Gespräch wieder aufzunehmen. „Sztell dir nur mal vor, wie dasz iszt, frei und ohne Zzwänge zu leben“, begann er. „Dasz Universzum ist großz, dieszes Schiff mächtig, nichtsz könnte uns mehr sztoppen - oder willszt du im Xenonkonflikt szterben?“ „Ich will nicht szterben“, sagte Eleiys traurig und Yduhereos Miene hellte sich wieder etwas auf. „Aber“, setzte sie laut und sicher hinzu, „wenn ich die Wahl habe, dann vergehe ich lieber als Held im Kampf gegen die Xenon, anstatt sinnlosz mein Leben als Pirat zu verschwenden. Vielleicht bringt das Piratenleben Geld, aber es ist nicht der Weg, den ich nehmen will!“ Selbstsicher wandte sie sich ab und wollte zur Türe hinaus, Yduhereos rannte hinterher, hielt sie auf und presste sie gewaltsam gegen die Tür. „Ich warne dich!“, schrie er drohend. „Wenn irgendwer auch nur ein Wörtchen von diesem Gesssspräch erfährt, dann sssstirbst du weder als Pirat noch als Held, ssssondern an einem tragischen Unfall.“ Sie sah ihn schockiert an. „Versztanden?“, fügte er grinsend hinzu und wirkte dadurch nur noch mehr wie ein Irrer. Es pochte zweimal an der Tür und die Türklinke bewegte sich nach unten, doch da die Tür nach innen auf ging konnte man sie nicht öffnen, denn Yduhereos stemmte die Schiffsköchin immer noch mit voller Kraft dagegen. Er sah sie ein letztes Mal drohend an, dann warf er sie zur Seite, sodass sie beinahe stolperte, und öffnete.?„Was schreit denn ihr so rum? Teladianisches Balzverhalten?“, sagte Jonathan lachend im Hereinkommen und sah sich im Raum um. „Was iszt?“, fragte Yduhereos freundlich. Er wirkte etwas verschreckt. Jonathan fiel durchaus auf, wie nervös sein Gegenüber war, aber das interessierte ihn nicht sonderlich. „Hat hier wer die Toiletten gesehen?“, fragte er. „Im Schlafsaal ist eine Tür, die dorthin führt“, sagte Yduhereos. Jonathan bedankte sich kurz und ging dann wieder hinaus. Eleiys folgte ihm und kletterte schnellstmöglich hoch auf die Brücke, wo sie sich noch einigermaßen sicher fühlen konnte - doch wer war an der Meuterei beteiligt? Wem konnte sie hier eigentlich noch trauen? Vasquez war sicherlich nicht beteiligt, aber sie traute sich nicht offen zu sprechen...
„Wir sind in den Nachrichten“, sagte Ypopaseos. „Will Jemand zusehen?“ Er verdunkelte die Frontscheibe und ließ mit Hilfe eines Projektors die Sendung darauf ausstrahlen. Der Captain kam gerade wieder zurück auf die Brücke, offenbar war er ohne Ärger an Phyvit vorbeigekommen. Müde setzte er sich und sah dem Bericht auch zu, wie alle anderen, die anwesend waren. Auch die Boronen kehrten wieder zurück, Sarah hatte sie über schiffsinternen Funk über die Sendung informiert, außerdem hatten die drei langsam genug von ihrem Schwimmbecken. Nur Phyvit, Omanckalom und Yduhereos glänzten noch durch ihre Abwesenheit. Der Nachrichtensender zeigte einige Bilder des Schiffes und es wurde über die Aufgabe der Crew berichtet. „Und so zieht die unerschrockene Crew der Hecate Mimir gerade nach Trantor, um die Sicherheit der argonischen Föderation zu gewährleisten. Wozu so ausführlich darüber berichtet wird? Nun, das Schiff ist zwar nicht mehr das neuste, doch die Besatzung gibt ein fabelhaftes Beispiel von Zusammenarbeit unter den Völkern ab.“ Spätestens jetzt war klar, dass es sich hier mehr um Werbung als um Nachrichten handelte. Ypopaseos stellte den Recorder ein, um das aufzuzeichnen - damit würde er vielleicht mal bei seinen Verwandten angeben können. Schweigend verfolgte die Truppe die Sendung. Es wurde maßlos übertrieben. Dann kamen die drei restlichen Crewmitglieder ebenfalls auf die Brücke - bewaffnet. Alle drei trugen argonische Gewehre bei sich. Es handelte sich um ballistische Maschinengewehre, die noch viel angestaubter waren als der Zerstörer. „Wo habt ihr die denn her?“, fragte Jonathan beiläufig. „Aus der Waffenkammer“, sagte Phyvit. „Oh, wir haben eine Waffenkammer?“, wunderte sich Jonathan. „Cool.“ Phyvit richtete ihre Waffe auf den Captain, Omanckalom die seine auf Pedro aus und Yduhereos schien auch auf etwas zu zielen, doch war er darin so schlecht, dass Niemand auch nur erahnte, worauf.
„Captain Jonathan, betrachten es sich hiermit als abgesetzt!“, forderte Phyvit herrisch und deutete auf ihre Waffe. Den Boronen klappten die Kiemen auf und sie blickten verwirrt drein, Sarah und Johanna verstanden zuerst gar nicht, worum es geht, Ypopaseos zuckte erschrocken zusammen, Eleiys verfluchte sich dafür, nicht mit Pedro gesprochen zu haben, der jetzt gerade überrascht glotzte. Und Kesmanckaltis... bekam von all dem nichts mit.
„Meuterei?“, fragte Jonathan. „Jupp“, bestätigte Omanckalom grinsend. „Nö“, widersprach der Captain und wandte sich wieder dem Fernsehgerät zu. „Äääääähhh“, stammelte Phyvit perplex vor sich hin. Sie wiederholte das Wort noch ein paar Male in verschiedenen Ausführungen und Tonhöhen. Der Mann, dem sie gerade eine Waffe an den Kopf hielt, wehrte ihren Angriff mit einem „Nö“ ab. „Es weiß, dass ich...“, begann sie. „Jaja, das Gewehr, das Gewehr. Wird nicht akzeptiert. Wieder wegpacken, fünfzehn Liegestütze und die Sache ist vergessen“, befahl Jonathan müde lächelnd. Pedro hing konfus in der Luft, hätte ihn Jemand angestoßen, wäre er spontan umgekippt. Der Sprecher im Fernsehen bekam gerade einen kleinen Zettel von der Seite zugesteckt.
„Ah, wie ich höre, wurde nun eine Live-Schalte aufgebaut“, sagte der junge Argone lächelnd. „Wir werden nun mal das Geschehen auf der Brücke durch eine Kamera betrachten und in die furiose Zusammenarbeit dieser Truppe zum Abschluss der Sendung live reinschalten.“
Eine Kamera in der linken hinteren Ecke des Kontrollraumes machte Klick und beinahe die komplette Brücke war im Fernsehen zu betrachten, ausgenommen von ein paar kleineren Gerätschaften. Niemand bewegte sich. „Schau mal, eine Kamera“, sagte Jonathan und betrachtete sich selbst grinsend im Fernsehen. Die Boronen warfen tonnenweise Angsthormone aus, sodass ihre Haut beinahe blubberte. Alles schien ruhig zu sein, nur wer ganz genau hinhörte, konnte ein wenig Paranoid Techno vernehmen.
Der Moderator der Sendung kratzte sich verlegen am Kopf. „Ist das ein Standbild?“, fragte er. Das Gesicht eines grinsenden teladianischen Piraten erschien auf dem Bildschirm, er hatte sich den Schriftzug „Technische Störung“ in die Stirn tätowiert, und zwar spiegelverkehrt.
„Ein paar Millionen Leute aller Völker haben gerade gesehen, wie du dem Captain eine Waffe an den Kopf hältst - das war eine internationale Sendung“, teilte Ypopaseos schockiert den Anwesenden mit und schaltete den Fernseher aus, hob die Verdunkelung auf. Phyvit schüttelte sich und löste sich allmählich wieder aus ihrer Verwirrung.
„Es wird sterben, wenn es sich nicht ergibt! Will es das? Ich habe keine Hemmungen zu schießen!“, rief sie erbost - wenn auch immer noch verwirrt. Die Ereignisse häuften sich gerade ein wenig und eins war unerwarteter als das andere. „Schieß doch“, sagte Jonathan lächelnd. Yduhereos ließ sein Gewehr fallen. Nicht, weil er aufgab, nein - das alles war nur etwas anders als geplant. „Ist es lebensmüde?“, fragte Phyvit überrascht.
„So is das nu auch wieder nicht“, widersprach Jonathan, stand auf und ging auf sie zu. Sie wich einen Schritt zurück. „Die Sache is die,“, begann er zu erklären, „dass du da eine Jarricks 700er in den Händen hältst. Das is der Name der Waffe. Und das Magazin, mit dem man se lädt, hängt oben aus dem Gerät heraus.“
Phyvit sah ihr Gewehr an. „Da hängt aber nichts raus“, wunderte sie sich. „Eben“, sagte Jonathan lachend. „Die Knarre is ungeladen!“ Er nahm ihr das Gewehr aus der Hand, ohne auf Widerstand zu treffen, zielte spaßeshalber auf die Kamera in der Ecke des Raumes und drückte ab, um zu demonstrieren, dass man mit dem Gewehr in diesem Zustand nichts ausrichten konnte. Die Kamera ging in einem Kugelhagel unter und fiel in Einzelteilen zu Boden, einige Querschläger verunsicherten kurzzeitig die ungefähre Lebenserwartung der Crew, dann ließ Jonathan die Waffe sinken. „Also doch keine Jarricks 700er“, stellte er nachdenklich fest und betrachtete das Mordinstrument. Pedro kippte wie betäubt um und rührte sich vorerst nicht mehr - er war ohnmächtig. Ein rotes Lämpchen sprang an, Ypopaseos stellte die Funknachricht durch. Das Gesicht des Korvettenkapitäns erschien an der Frontscheibe. „Kap´ten, wad gehtn da vor sich? Wir ham de Übertrachung jesehn und sorjen uns“, sagte der Mann. „Wir führn nur ´n Bühnenstück auf, weil wir sonst nichts zu tun ham: Romeo und Julia“, sagte Jonathan und winkte mit dem Gewehr. Ein paar Schüsse lösten sich, aber noch lebten alle. „Eine moderne Version“, fügte er lächelnd hinzu, sah verächtlich das Gewehr an und warf es dann schnell fort, bevor er noch Jemanden erschoss. Ein paar weitere Schüsse lösten sich und zerstörten eine der Lampen.
„Mkay, wenn des so is, dat sah nämlich janz anders aus. Entsorrygen se de Störung“, entschuldigte sich der Korvettenkapitän und schloss den Funkkanal wieder. So ziemlich alle waren fassungslos und blickten den Captain fragend an. Omanckalom hielt weiterhin sein Gewehr in der Hand, wusste aber nicht, was er damit machen sollte. „Toll gemacht, Split, jetz muss ich der halben Welt erklären, warum ich freiwillig Romeo und Julia aufführe“, ärgerte sich Jonathan. Hatte der Mann nicht gerade andere Probleme wie Meuterei, Verrat und Missgunst, Todesnähe? „Wehe, wenn das noch mal einer macht, dann gibt´s was mit nem Lineal auf de Flossen. Wenn ihr mich entschuldigt, ich bin hungrig und geh jetzt was kochen.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und kletterte die Leiter hinunter. Ypopaseos speicherte das aufgenommene Video vom Nachrichtensender ab - das war tatsächlich etwas, mit dem er bei seinen Verwandten angeben konnte.
Phyvit schaute ihm mit dümmlich offenem Mund hinterher. „Hat es da gerade tatsächlich...?“, fragte sie stutzig. „Ähä...“, stammelte Yduhereos zustimmend. „Der Captain ist schon ein Teufelskerl“, sagte Sarah mit einer Mischung aus Stolz und Verwirrung. Yduhereos kratzte sich nachdenklich am Kopf und setzte sich auf den Boden. „Ich zumindesst lassse das mit der Meuterei - der Mann macht mir Angsst“, sagte er. Omanckalom stand immer noch baff mit der Waffe in den Händen da, ließ die Wumme dann fallen und setzte sich auch auf seine Position an der Waffensteuerung. Phyvit hob ihr Gewehr hingegen wieder vom Boden auf, zielte auf Pedro und drückte wutentbrannt ab.
„Stirb!“, sagte Phyvit. „Klick, Klick, Klick“, sagte das Gewehr - es hatten sich mittlerweile dermaßen viele Schüsse gelöst, dass das Magazin leer war. Ypopaseos sprang von seinem Sitz auf und nahm schnell die anderen beiden Schusswaffen, bevor Phyvit noch mal auf dumme Gedanken kam. „Tu jetzt nichts Unüberlegtes“, mahnte Ypopaseos. Phyvit schmiss ihre Waffe wutentbrannt zu Boden, sodass sie in zwei Teile zersprang und trampelte dann noch auf den Überresten herum, bevor sie beleidigt die Arme verschränkte und sich zu Boden setzte, wo sie dann einiges auf Split vor sich hin zischte. Vermutlich handelte es sich um Beleidigungen, aber Niemand legte es darauf an sich in irgendeiner Form mit ihr zu unterhalten, also fragte auch Niemand nach.
„Jetzt wollen wir doch alle mal wieder friedlich sein, ja?“, schlug Utwe vor. Phyvit sah ihn aus den Augenwinkeln an - ihre Pupillen zitterten vor Wut. Miju überlegte kurz, wie auch sie zur Entspannung der Situation beitragen könnte. „Oh, Susanna, oh don´t you cry for meeeee, cause I come from Luzziana with the banjo on my knee.“ Kesmanckaltis sah von seinen Anzeigen auf und die beiden begannen damit, steinalte argonische Lieder zu schmettern. Man kann nicht behaupten, dass das die Situation entspannte.

Kapitel IV.
Wo brennt´s denn?
Nun war noch etwa eine Dreiviertelstazura bis zur Ankunft in Trantor übrig. In einem durchschnittlichen Sektor hätten sie das Tor schon erreicht, doch die Linie der Energie gehörte zu den ausgedehntesten Weltraumgemeinschaften überhaupt, sodass die Tore ziemlich weit voneinander entfernt lagen. Die Crew der Hecate war am Esstisch in der engen Küche versammelt - genau genommen gab es keinen Esstisch, aber Jonathan hatte die Küchengeräte verschoben und ein großes Tuch darüber ausgebreitet, sodass serviert werden konnte. Es gab ein lasagneartiges Gericht in Alubehältern, dazu zwei Argonäpfel für die Erhaltung der Gesundheit. Mit den Argonäpfeln ist das aber so eine Sache; sie riechen wie normale Äpfel, sie schmecken wie normale Äpfel, sie haben die gleiche Form und Farbe wie normale Äpfel und sie wachsen an Bäumen, doch gibt es da einen gravierenden und schockierenden Unterschied - den Namen!
„Essen die Boronen nicht mit uns?“, fragte Kesmanckaltis. Er hatte die Kopfhörer oben auf der Brücke gelassen, es gehörte sich einfach nicht, bei so einem Beisammensein Techno zu hören, auch wenn ihn das in allen anderen ernsten Situationen nicht störte. „Die hab ich ja fast vergessen!“, rief Jonathan, sprang auf und rannte mit einer Blechbüchse zum Aquarium auf der anderen Seite des Ganges.
„Hey, Kollegen, es gibt fein Fresschen!“, sagte er grinsend und trat an das Becken heran. Miju und Utwe kreisten nervös direkt vor ihm und auch Itesois zischte herbei. Das Wasser schwappte über den Rand des Beckens. Jonathan schraubte die Dose auf und kippte ein wenig Schildkrötenfutter ins Wasser, Utwe fing schon einen kleinen Brocken als er nervös aus dem Wasser sprang. „Reicht das?“, fragte Jonathan. „Jau!“, freute sich Utwe und die drei begannen zu mampfen. Wirklich lustig, dachte Jonathan - vielleicht ein klein wenig entwürdigend, aber lustig. Er ließ die Dose nahe am Beckenrand stehen, sodass sie sich selbst Nachschub holen konnten, und kehrte in die Küche zurück, wo das Festmahl schon begonnen hatte. Nun, im eigentlichen Sinne war es kein Festmahl, da es sich um billige Weltraumkost fürs Militär handelte, aber schließlich war das Frühstück nicht sonderlich ergiebig gewesen und alle waren hungrig. Auch Jonathan biss unverzagt zu und ließ es sich schmecken. Er musste keine Angst vor einer weiteren Meuterei haben, denn alle Waffen waren wieder im Waffenschrank, den Pedro zur Sicherheit abgeschlossen hatte, der Schlüssel war gut versteckt. Phyvit lachte, als sie sah, wie Jonathan das ganze Zeug in sich reinschlug.
„Is was?“, fragte der Captain noch mit vollem Mund. „Es soll weiteressen“, sagte Phyvit vergnügt. Jonathan schluckte den Bissen runter. „Übrigens, ich hab unsre Teller ausgetauscht, nachdem de vorhin kurz allein in de Küche warst - macht dir nichts aus, oder?“ Phyvits Unterkiefer klappte runter und ihre Augen weiteten sich. Sie sprang auf und rannte aus dem Raum. Johanna sah Jonathan fragend an. „Es fehln ein paar Abführmittel im Medizinschrank“, erklärte er. „Auf so was achtest du? Dann hast du dich vorhin bei der Meuterei also tatsächlich nur dumm gestellt“, behauptete Johanna. Sie war überzeugt davon, dass der Captain nur so tat als wenn er keine Ahnung hätte - wenn er ein solches Detail entdeckte, musste er ein Genie sein! „Eigentlich achte ich nicht drauf, aber sie hat die leere Packung auf dem Boden liegen lassen... Außerdem sahen mir die Namensschildchen an den Sitzplätzen gleich so verdächtig aus“, sagte Jonathan grinsend. „Ähm... Dumm stellen? Wie meinstn du das?“ „Nichts“, sagte Johanna schnell und aß weiter. Kesmanckaltis stand auf und warf eine weitere Ration Weltraumfutter in die Mikrowelle, schaltete aber noch nicht ein - bis Phyvit wiederkehrte konnte es noch etwas dauern.
„Was steht eigentlich auf dem Tagesplan?“, fragte Kesmanckaltis. „Irgendwelche Spiele oder Wettbewerbe?“ „Tagesplan?“, wunderte sich Jonathan mampfend. „Wir ham ´nen Tagesplan?“ „Es ist vorgesehen, dass sich Crewmitglieder während längerer Flüge im Aufenthaltsraum vergnügen“, sagte Pedro und zitierte dabei unbewusst die Dienstvorschrift; dann fiel ihm der Haken an der Sache auf: „Wir haben keinen Aufenthaltsraum.“ „Denkn wir uns halt spontan was aus,“, schlug Jonathan vor, „Flaschendrehn, MauMau, Modeschau, Karaoke - so was halt.“ „Wie jetzt? Du willst auf einem Kriegsschiff einen Karaokewettbewerb veranstalten?“, wunderte sich Yduhereos. „Ist das nicht etwas... Unpassend?“ „Nein, mir gefällt´s,“, widersprach der Captain, „und wo du mich gerade duzt, das könnt ihr alle so machen - ich lege keinen Wert auf Autorität.“ „Welche Autorität?“, maulte Omanckalom. Jonathan kicherte vergnügt. Verdammt, das war ein Witz gegen ihn!, dachte Omanckalom mit Betonung auf das „gegen“. „Man muss auch über sich selbst lachen könn´“, sagte Jonathan, als hätte er die Gedanken des Paraniden gelesen. Das war aber auch kein Meisterstück, denn dessen Gesichtsausdruck verriet alles. Phyvit kam wieder und sah den Captain skeptisch an. „Argonische Mittel wirken nicht“, sagte sie verächtlich. „Split zu stark!“ „Schwachsinn, ich habe dir schnell was Neues gekocht!“, widersprach Jonathan grinsend. „Für wen hältst du mich?“ Phyvit sah ihn schief an. Dieser Kerl wurde ihr in jeder Sekunde unsympathischer, auch wenn sie sich selbst kurz fragte, warum, denn schließlich hatte er sie beim Anruf der Korvette gedeckt und auch den Giftanschlag nur mit einem harmlosen Scherz erwidert. Sie schüttelte sich bei dem Gedanken, dass sie kurzzeitig beinahe Sympathie für den Mann empfunden hatte, und verschwand mit ihrem Mahl auf die Brücke.
„Captain, der Dienstvorschrift nach müsste man Phyvit...“, begann Pedro, aber Jonathan unterbrach ihn. „Die tut nichts, die will nur spielen“, sagte er. Pedro sah ihn skeptisch an; unglaublich, wie der Mann die Vorfälle herunterspielte. Doch dann machte es auch bei ihm Klick, sodass man es beinahe bis ins Nebenzimmer hören konnte - der Captain war gar nicht so sehr darauf aus, Phyvit zu schützen, er wollte nur nicht, dass irgendetwas davon an die Öffentlichkeit gelang, denn das hätte einigen Streit zur Folge, der in der aktuellen Lage tödlich geendet hätte - für alle. Kluges Kerlchen, dachte Pedro. Tolle Soße, dachte Jonathan und hörte dann wieder für einige Zeit auf zu denken.
Nur wenige Mizuras später waren wieder alle auf der Brücke versammelt und die Situation war kurz vor einer Langeweileeskalation. Außerdem eskalierten Phyvits Gedanken gerade, aber da sie Split war bewies das nur, dass sie bei bester Gesundheit war. „Was ist eigentlich mit dem Vorfall?“, fragte Ypopaseos. „Wollen wir die ganze Sache etwa einfach unter den Tisch fallen lassen? Versteht mich nicht falsch, ich will keinen Streit anzetteln, aber...“ Genau genommen ahnte er, dass auf diese Aussage ein Streit folgen würde, doch kam ihm diese Stille irgendwie gespenstisch vor - eine Meuterei und keiner redet drüber, ist das denn noch normal? Nun, die Alternative im Grunde auch nicht... wahrscheinlich gab es keine normale Reaktion auf das Geschehene, da es vielleicht noch nie zuvor in dieser Form geschehen war.
„Nun, Phyvit. Was hast du dir dabei gedacht?“, fragte Sarah möglichst neutral. „Ich meine, warum hast du eine Meuterei angezettelt?“ „Um diesen unfähigen Captain abzusetzen“, sagte Phyvit kalt. „Dieses Schiff ist dem Tode geweiht, wenn er weiterhin die Führung behält. Und die Boronen, was können sie schon? Nur in ihren mobilen Planschbecken vor sich hin vegetieren.“ „Du bist auch nicht fähiger als die Boronen“, sagte Omanckalom. Phyvit sah ihn mit verächtlichem Blick an, beließ es jedoch dabei. Omanckalom und Phyvit wollten durchaus einen Streit auslösen, aber irgendwie gelang es ihnen nicht, sich gegenseitig richtig anzustacheln. Jonathan hatte ihnen irgendwie den Wind aus den Segeln genommen und das, obwohl er gerade gar nichts sagte oder tat - vielleicht auch gerade deswegen. Das bedeutete natürlich nicht, dass sie sich plötzlich alle mochten, im Gegenteil, die Spannungen wuchsen, aber momentan wusste Niemand sie richtig auszudrücken. „Lasst den Schwachsinn einfach in Zukunft, ja?“, sagte Jonathan nur kurz und ließ die ganze Sache auf sich beruhen. „Also, was machn wir jetz?“, fragte er und lehnte sich auf seinem Sitz vor. „Wie, was machen wir jetzt?“, wunderte sich Johanna. „Was soll man auf diesem Schiff schon machen?“, fügte Sarah hinzu. „Vielleicht ´ne Runde Mensch-ärger-dich-nicht?“, schlug der Captain vor. „Tut mir Leid, aber die wenigsten von uns sind Menschen“, gab Itesois zu bedenken. Das war natürlich ein Argument. „Dann vielleicht Flaschendrehn?“, fragte Jonathan. „Zu kindisch,“, sagte Pedro, „außerdem ist die Brücke so eng, dass die Flasche beim Drehen immer irgendwo anecken würde.“ „Ich seh was, was ihr nich seht, und das is grau“, sagte Jonathan fordernd. „Das ganzzze verdammte Ssschiff ist grau“, antwortete Yduhereos müde. Auf diesem Schiff konnte man wirklich nichts machen! „Dann vielleicht eine Modenschau?“, schlug der Captain vor. „Wir haben nur unsere mitgebrachte Kleidung und fünf identische Uniformen“, sagte Pedro. Er war der Einzige, der überhaupt mal einen Blick auf die Inventarsliste geworfen hatte - sie war kaum zehn Zeilen lang. Jonathan stützte den Kopf auf seine Hand und blickte aus dem Fenster. Die Sterne sahen nicht übel aus, aber er hatte auch nicht vor, bis zum Eintreffen in Trantor weiße Punkte auf schwarzem Grund anzuglotzen.
„Können wir vielleicht ein paar Piraten abschießen?“, fragte Phyvit hoffnungsvoll. „Dieses Schiff hat nur begrenzte Munition, die nicht von alleine aufladen kann“, bemerkte Pedro, wonach auch dieser Vorschlag nicht im Bereich des Möglichen lag - außerdem wollten die Boronen schon protestieren. „Wir können immer noch etwas singen“, schlug Miju vor und begann auch gleich spontan. „I am sailing, I am sailing, home again, across the sea...“ „Ich glaube nicht, dass wir singen sollten!“, keifte Phyvit bedrohlich und Miju verstummte wieder. Insbesondere der Titel war schlecht gewählt, da sie gerade ganz bestimmt nicht nach Hause segelten. Mizuras der Langeweile...
„Eingehende Nachricht!“, rief Ypopaseos erfreut. Selbst eine Morddrohung wäre als Abwechslung Willkommen gewesen. „Durchstellen“, befahl Jonathan im Halbschlaf. „Hier George Lee, ihr zuständiger Flottenadmiral“, tönte es aus den Lautsprechern. „Hast du auch ein Gesicht?“, fragte Jonathan. „Schließlich siehste uns, dann kannste auch ein Bild von dir übertragen lassen.“ „Captain, ich werde ihr Dutzen mal aufgrund ihrer Müdigkeit rechtfertigen. Und mein Gesicht geht sie schon mal gar nichts an. Benehmen sie sich!“, mahnte der Admiral. „Schon klar, regn se sich ab“, sagte Jonathan. „Kommunikationsoffizier Ypopaseos, kappen sie die optische Übertragung von hier aus. Nun, Admin, was gibbet´s?“ Ypopaseos beendete die Aussendung von Bildern gemäß des Befehles. Die Crew war durchaus... Amüsiert. „Captain, überlegen sie sich noch mal die Art ihres Benehmens. Sonst werde ich mir überlegen müssen, ihre Stelle anders zu besetzen“, mahnte der Admiral. „Da überlegen sie aber nicht als Erster“, scherzte Phyvit grinsend. Der Admiral war alles andere als zufrieden, er war gewohnt, dass man ihm die Füße küsste oder zumindest die Schuhe leckte. „Erstatten sie Bericht, Captain, und achten sie auf ihren Tonfall, sonst werden sie es bitter bereuen“, befahl George Lee. „Wir haben de Schrauben der Bodenplatten jezählt“, berichtete Jonathan im metaphorischen Sinne. „Wie viele sind´s?“, fragte George. „Keine, sie sind geschweißt“, antwortete Jonathan stutzig - keine sehr intelligente Frage. „Achja, nur ma´ so nebenbei, warum ham se uns nich erzählt, dass hier ´ne Korvette zu uns stößt?“ „Eine Korvette? Das war nicht geplant. Alle Korvetten sind unmittelbar im Kriegsgebiet. Ich habe keine Zeit mehr für ihre Spielchen. Ihr unverschämter Tonfall wird Konsequenzen nach sich ziehen.“ Damit riss die Verbindung abrupt ab. Im Grunde hatte George angerufen, um wegen der Meuterei nachzufragen, aber das war ihm nun ganz entfallen. „Ich habe selten so einen unhöflichen Admiral gesehen“, sagte Jonathan kopfschüttelnd. Pedro war etwas verwirrt, wenn ihnen kein Militärschiff folgte, wer dann? Privatleute waren es wohl kaum, was sollten die im Kriegsgebiet? Auch Piraten hatten da eigentlich nichts zu suchen... Könnte es sein, dass das Militär gerade wirklich so schlecht organisiert war? „Hey, ich habe ´ne Idee - die Telefonkosten von diesem Schiff aus übernimmt dat Militär, was haltet ihr davon, wenn wir irgendwelche teuren Funkverbindungen aufbauen und Serviceleute reinlegen?“, schlug Jonathan lächelnd vor. Nachdem sie eine halbe Ewigkeit in der dritten Warteschleife verbracht hatten, wurde ihnen auch das langweilig. Sie stellten die Warteschleife in die schiffseigene Warteschleife und beließen es dabei. „MauMau?“, fragte der Captain weiter - er war scheinbar ganz wild darauf, irgendetwas zu machen; merkwürdig, eine Mütze Schlaf hätte man ihm eher zugetraut. Nun, gegen MauMau hatte Niemand etwas einzuwenden, denn man brauchte dafür kaum Platz, kaum Kraft, kaum Intelligenz und die Regeln kannte so ziemlich jeder. MauMau war geradezu ein intergalaktisches Spiel, denn jede noch so primitive Zivilisation hatte es irgendwann einmal entwickelt, wenn auch mit leicht anderen Regeln und anderen Karten. Pedro teilte die Crew in zwei Sechsergruppen, die jeweils ein Spiel austragen sollten, die besten drei Spieler jeder Gruppe sollten dann im Finale antreten. Es dauerte einige Zeit, bis auch der Letzte begriff, dass man dreizehn Crewmitglieder nicht in zwei Sechsergruppen aufteilen kann, sodass jeweils einer aussetzen musste. Pedro hielt sich freiwillig da raus. Das erste Match bestritten Phyvit, Omanckalom, Miju, Yduhereos, Sarah und der Captain. Kesmanckaltis musste für Miju die Karten legen, da deren Greifarme nicht präzise genug waren, um mit Spielkarten umzugehen. Das machte aber nichts, denn des Captains Hände waren dafür auch nicht präzise genug. Omanckalom teilte aus, fünf Karten pro Spieler. Alle blickten sich tödlich aus den Augenwinkeln an. Phyvit drehte die erste Karte um - eine Karo Acht. Sie legte eine Karo Schnapsbrennerin (Dame) darauf und wartete auf den nächsten Spieler.
„Halt Mal, das war ´ne Acht, da musste aussetzen“, sagte Jonathan. Phyvit sah ihn skeptisch an. „Bei Ass muss man aussetzen. Acht bedeutet nichts.“ „Nein, bei Achtzs!“, widersprach auch Yduhereos. Phyvit blickte ihm zerstörerisch in die Augen. Wenn Blicke töten könnten, hätte sie ein Massaker angerichtet. „ASS!“, schrie sie. „Die unterentwickelte Kreatur soll ruhig sein!“ „Wasz? Unterentwickelt? Selber Aasz! Du unzsivilissierte Ssplit ssollsst ersst mal die Sspielregeln lernen! Pff, von wegen Asszs!“, rief der Teladi erbost. Jonathan rollte mit den Augen und schmiss seine Karten weg. Miju räusperte sich, soweit es einer Boronin möglich war: „Seid doch bitte wieder nett zueinander!“ „Halt´s Rüssel“, zischte Omanckalom. „Und es ist doch das Ass!“, setzte er hinzu. „Hirnverbrannter Dreiäuger!“, schrie Yduhereos. „Minderknilchschnitte!“, konterte Omanckalom. Konter? Na, es artete eher in einen Hagel von Beleidigungen aus. Jonathan lehnte sich genervt zurück und versuchte, das andauernde Geschrei der Crew zu ignorieren. Miju fuhr langsam rückwärts, um dem Streit zu entkommen und Kesmanckaltis blickte nur einen Moment lang enttäuscht in die Runde, bevor er sich woanders hinsetzte und seine Musik aufdrehte. „Gebt Ruhe!“, kreischte Pedro. Man konnte ihn aufgrund des Lärms keine zwanzig Zentimeter weit hören(, also eigentlich fast durch das ganze Schiff). Yduhereos und Phyvit waren mittlerweile beide aufgestanden und gestikulierten sich beinahe gewalttätig an. Vermutlich wussten sie zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr, warum sie sich stritten, denn ihre Beleidigungen hatten nichts mehr mit dem Thema zu tun. Jonathan kletterte hinter seinen Sitz und holte das Benutzerhandbuch der Hecate Mimir hervor. Das war wirklich ein Buch, das man gebrauchen konnte, zum Beispiel zum Begradigen eines Tisches oder als Briefbeschwerer. Verbrennen konnte man es leider nicht und zum Abwischen von Staub war es zu glatt. Weitere nützliche Gegenstände hinter dem Sitz waren eine Schwimmweste und ein Fallschirm. Jonathan suchte einen Eintrag wie „Schlägerei“, um mal nachzusehen, was man normalerweise in der Situation unternehmen sollte. Während er noch verzweifelt suchte, setzte Phyvit den Suchbegriff schon in die Tat um und stieß Yduhereos von sich weg, der das Gleichgewicht verlor und auf dem Boden landete. Er sprang wieder auf, um sich zu rächen, doch Eleiys hielt ihn mit aller Kraft zurück. Phyvit lachte nur überlegen und stolz, sodass Eleiys ihn dann doch los ließ und zusammen mit ihm auf die Split losging. Jonathan hatte in seinem Handbuch nichts gefunden, sodass er einfach aufstand und die Wand absuchte. Sarah war auch aufgestanden, um irgendetwas zu unternehmen - nur was? Jetzt mischte sich auch noch Omanckalom ein und schien sich auf Phyvits Seite zu schlagen - die wiederum schlug auf die Teladi ein, nur Ypopaseos hielt sich davon möglichst weit entfernt. Ein lautes Glassplittern war plötzlich zu vernehmen und ein Alarmgeräusch tönte durch das gesamte Schiff. Sieben schrille Pfeiftöne gefolgt von einem langanhaltenden Dröhnen. Dieses Signal wiederholte sich zweimal, dann brach ein Schauer über alle Räume herein, die beiden Rettungsboote wurden von ihren Dockklammern gelöst und waren bereit zum sofortigen Start, die Schleuse dort unten konnte nun auf Knopfdruck geöffnet werden. Das Signal ertönte weiter ohne Unterbrechung. Die, die sich vor einer Sekunde noch geprügelt hatten, blickten nun erschrocken und durchnässt auf. Jonathan hatte das Schutzglas des Alarmknopfes eingeschlagen und schiffsweiten Feueralarm ausgerufen. Langsam ließ der Wasserdruck von oben nach und nach wenigen weiteren Sekunden tröpfelte es nur noch hier und da, das Signal setzte sich aber durchgehend fort. Trotz des eher kurzen Regens war alles feucht und der Boden von mehreren Zentimetern Wasser bedeckt. „Ich hoffe für euch, dass die Schiffstechnik wasserdicht ist“, murrte der Captain. „Alles ist wasserdicht, schließlich wurde dieses Schiff von Boronen gebaut“, teilte Itesois noch völlig zerstreut mit. „Gut,“, sagte Jonathan, „der Medizinschrank steht unten. Haben wir hier irgendeinen Sanitäter? Irgendwer soll die Wunden dieser Personen behandeln. Wenn ihr euch wieder schlagt, gibt´s Arrest. Dazu haben wir schließlich die ganzen Lagerräume.“ Er setzte sich wütend auf seinen Stuhl, Wasser spritzte aus dem Polster. Das hob die Stimmung auch nicht unbedingt. Jonathan blickte in die schockierte Runde. Seine Wut verflog wieder und er lächelte. „Bringt euch nicht gegenseitig um,“, sagte er, „schließlich hat man euch an Bord dieses Schiffes kommandiert, um im Krieg zu sterben.“ Das änderte auch nichts an der Schockierung. Mit einer Handbewegung machte der Captain deutlich, dass es das jetzt erst mal war. Johanna ging mit Phyvit, Yduhereos und Eleiys nach unten, um sie zu untersuchen - einen Schiffsarzt hatten sie nicht und auch an einem Behandlungsraum mangelte es, aber Johanna hatte vor ein paar Jahren mal bei einem Tierarzt gearbeitet - als Empfangsdame. Auf der Brücke herrschte weiterhin betroffene Stimmung. Als wenn das alles noch nicht reichen würde, funkte sie Flottenadmiral George Lee an. „Bereiten sie bitte eine Kamera vor, über die man die gesamte Brücke betrachten kann. In den Nachrichten wird wieder ein Bericht über sie erscheinen, in dem der Captain einige Befehle an seine Crew gibt, die sofort ausgeführt werden. Absolute Disziplin. Ende.“ Das war es auch schon, eine sehr kurze Nachricht. Der Admiral ließ nicht zu, dass irgendeine Antwort erfolgte - vielleicht hatte er Angst vor irgendeiner Erwiderung, die seine Autorität untergrub. Jedoch müsste etwas aufgeräumt werden, denn sie hatten unter anderem fließend Wasser an allen Wänden.

Kapitel V.
Theater, Theater
Nun, es war seit dem Anruf des Admirals nicht viel Zeit vergangen. Noch knapp eine halbe Stazura blieb bis zum Erreichen des Sprungtores übrig und die Brücke war blitzblank geputzt, auch wenn weiterhin alle Decks unter Wasser standen. Da sich sonst Niemand freiwillig dieser Aufgabe widmen wollte, mussten Sarah, Johanna und Jonathan den ganzen Dreck wegräumen. Man mag es nicht glauben, aber es war trotz des kurzen Fluges mittlerweile einiges zusammen gekommen, beispielsweise massenhaft Patronenhülsen mit zugehörigen Patronen, Kamerareste, verbeulte Arbeitsflächen (und ebenso verbeulte Gesichter), Essensreste und einige weitere exklusive Details, die durch die bisherigen Ereignisse eigentlich nicht zu erklären sind. All das hatte die Brücke zu einer wahren Müllkippe gemacht; doch nur, weil man sie jetzt gereinigt hatte, änderte das nichts daran, dass die Hecate Mimir an sich eine fliegende feuchte Müllkippe war. Einige Gerüchte besagen, es handle sich um ein ehemaliges U-Boot, andere wiederum besagen, es handle sich um ein Entsorgungsfahrzeug der Boronen. Man konnte davon ausgehen, dass beides zutraf - zumindest rein äußerlich betrachtet. Wie dem auch sei, die Brücke war sauber, wenn auch immer noch etwas nass und Itesois hatte mit Kesmanckaltis Hilfe eine neue Kamera installiert, die bisher einen 1m² großen Abstellraum besichtigt hatte. Alle Mann waren auf der Brücke und warteten auf die Übertragung. Ihre Wunden des vorherigen Kampfes waren nicht sonderlich auffällig und mussten nicht wirklich intensiv behandelt werden, denn es handelte sich größtenteils um blaue Flecken bzw. bei Phyvit um einen rostbraunen Fleck. Das war nun mal die Art der Split zu zeigen, dass sie einer feindlich gesinnten Faust zu nahe gekommen sind. Der Fernsehsender wurde gerade wieder an der verdunkelten Frontscheibe ausgestrahlt und alle warteten darauf, dass es nun endlich los geht. Bisher wurde aber nur über umgekippte Reis-, pardon, Geldsäcke bei den Teladi berichtet. Auch eine Möglichkeit, Sendezeit zu schinden. Dann endlich kam der Bericht über die Hecate.
„Das Artillerieschiff Hecate Mimir, Baujahr...“, sagte der Nachrichtensprecher und blickte sein Informationsblatt an. Es war zwar leer und er schielte auf einen Bildschirm in der Nähe, auf dem alles abzulesen war, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass diese Jahreszahl doch beinahe in die Antike ging. Der Sprecher schüttelte sich. „Nicht so wichtig. Jedenfalls haben wir in unserer letzten Sendung schon über das Schiff berichtet, doch gab es einen kleinen Zwischenfall bei der Übertragung. Hier die richtigen Bilder des Schiffes, einige Kampfszenen gegen eine feindliche Flotte. Zuvor aber kurz der Raumwetterbericht von...“
Auf der Brücke waren alle still. „Ein Raumkampf?“, wunderte sich Ypopaseos. „Das dürfte etwas schwierig werden.“ „Es sind nicht allzu viele feindliche Kampfschiffe in der Nähe“, sagte Utwe mit einem Blick auf das Radar. „Etwa, ähm - keine.“ „Improvisieren“, sagte Jonathan lächelnd. Darin bestand sein ganzer Plan - also keine Abweichung vom bisherigen Kurs.
Der Nachrichtensprecher setzte seine Rede fort. „Tja, wer hätte das gedacht, es werden starke Regenfälle für den Nordwesten und Hagelstürme für den Südosten von Wolkenbasis Südwest erwartet...“ Er hatte das nicht erwartet. Zwei Männer in weiß stürmten durch das Bild und verschwanden schon Sezuras später. Sie trugen eine Zwangsjacke bei sich. Nur wenige weitere Sezuras später hörte man lautes Kampfgeschrei und Schläge. „Damit wäre auch das Problem mit dem Wettermann beseitigt“, stellte der Sprecher lächelnd fest und winkte seinem Kollegen zum Abschied. Ein durch und durch gut organisierter Sender. „Zurück zum Thema. Jetzt unsere Aufnahmen von der Hecate Mimir in ihren ersten Kampfhandlungen.“
Die Ansicht war aus der linken hinteren Ecke des Kommandoraumes, man konnte alles Wichtige sehen. Viel interessanter war jedoch, was sich draußen abspielte. Durch die Frontscheibe hindurch sah man massenweise Raumer, die wild aufeinander feuerten, einer nach dem anderen ging in Flammen auf, die Hecate schien sich rasend schnell zu bewegen, Laserstrahlen zuckten durchs All wie Grafikfehler durch ein Spiel. Dunkle Gasgiganten gaben den Hintergrund, eine tödliche Schlacht den Vordergrund. Viele Zuschauer blickten anhand des Gemetzels überrascht drein. Man hatte einiges erwartet, aber nicht solche Szenen! „Captain, wir stehen unter Feuer“, schrie Omanckalom. Der C-Ton einer Flöte ertönte und die gesamte Crew warf sich nach vorn, Pedro wurde fast durch den ganzen Raum geschleudert, konnte sich nur mit Mühe halten und nahm wieder seine Stehposition ein. Phyvit bewegte sich als Einzige keinen Zentimeter, wie erstarrt. Ein greller, bläulicher Strahl schoss auf sie zu. „Itesois, was können wir tun?“, fragte Jonathan hektisch im Anblick des fliegenden Todes. „Captain, wir müssen lediglich die Quanteninduktionskammer rekalibrieren, um den invertierten Tachyonenstrahl abzulenken“, rief der und schlug auf seine Tastatur ein. Jonathan blickte einen Moment lang mit dümmlich offenem Mund. Dann schüttelte er sich und kam zurück zur Situation. „Kurs setzen auf den Xenonzerstörer!“, befahl Jonathan. „Geschütze laden!“ „Sind geladen und bereit“, teilte Phyvit emotionslos mit. Sie war eine miserable Schauspielerin. „FEUER!“, schrie Jonathan, sprang auf und zeigte hinaus in den Weltraum, wo sich immer noch hunderte Schiffe tummelten. Ein langes Schiff war ins Blickfeld gerückt, ganz bestimmt kein Xenonschiff, aber den Zuschauern gefiel es. Ein D-Ton ertönte und alle warfen sich nach hinten, Jonathan wurde zurück in seinen Sitz geschleudert, Phyvit rollte mit den Augen. Kesmanckaltis drückte auf einen Knopf und das ganze Schiff erbebte. Die primäre Distanzwaffe wurde abgefeuert. Alle Schiffe draußen verschwanden, aber auch der Weltraum war weg - stattdessen sah man draußen einen Saal, durch den gerade ein paar dunkel gekleidete Leute auf einen Thron zu gingen. „Imperator, wir haben ihre Flotte vernichtet. Nun ist es Zeit zur Invasion von Argon Prime!“, rief eine der dunklen Gestalten hämisch. Die Hälfte der Zuschauer erlitt an dieser Stelle einen Schock und die Krankenhäuser hatten plötzlich Hochkonjunktur. Zwar konnte man nach einiger Überlegung feststellen, dass ein Thronsaal an der Frontscheibe unrealistisch war, doch verfehlte es seine unerwünschte Wirkung nicht. „CUT!“, schrie Eleiys und Ypopaseos schaltete den Film ab. „Also für eine Improvisation nicht schlecht“, stellte Jonathan stolz fest und der normale Weltraum erschien draußen. Offenbar hatte Kesmanckaltis seine Distanzwaffe wirklich abgefeuert, denn das Sprungtor sah ein klein wenig verbrannt aus und hatte sich spontan ein paar Kilometer weiter nach Süden begeben. Sarah kam mit einer Blockflöte ins Bild gehopst und winkte in die Kamera. Man konnte ein regelmäßiges dumpfes Pochen vernehmen, Omanckaloms Kopf auf Metall. „Nächstes Mal wird´s besser“, sagte Johanna ermutigend an ihn gewand. Die Übertragung brach ab und der Nachrichtensprecher schaute mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen drein. Ein gewisser Pirat mit einer gewissen spiegelverkehrten Tatöwierung erschien auf einem gewissen Sender. Jonathan klatschte stolz, Phyvit klatschte auch - mit der flachen Hand an den Kopf. „Argon, es hat den ganzen Ruf der Flotte versaut! Selbst ich kann das nicht mehr gut heißen - was klatscht es?“ Jonathan sah sie nachdenklich an. „Naja, ich finde, wir sind einer tatsächlichen Aufführung von Romeo und Julia ein beachtliches Stück näher gerückt.“ Nun, die ganze Sache war doch recht... Ja, was eigentlich? Für viele Zuschauer war es verwirrend oder schockierend, für den Regisseur des Senders ein weiterer Grund zum Selbstmord und das Militär stand recht blamiert da. Die Sendung wurde ein Hit in allen Abendshows bei den Split und eine Zusammenarbeit der Völker rückte Schritt für Schritt weiter in die Ferne.
„Was zum Teufel war das?“, keifte George, der nicht von einem Anruf ablassen konnte. Die Crew der ihnen folgenden Korvette fragte gar nicht mehr. „Sie hätten uns durchaus informieren können, worum es in dieser Sendung geht! Ein paar Befehle, hatten sie gesagt, aber nicht so was!“, rief Pedro. „Wir hatten knapp zehn Sezuras Vorbereitungszeit, ein Wunder, dass wir überhaupt was hinbekommen haben. Sie hätten das nicht geschafft“, sagte Jonathan, der im Gegensatz zu Pedro zwar nicht verärgert war, aber ebenfalls einige Mängel am bestehenden System fand - die exakten Befehle wurden irgendwie erst dann gegeben, wenn es schon zu spät war.
„Fühlen sie sich hiermit verwarnt, Captain - ich kann derartigen Ungehorsam nicht länger dulden!“, warnte George. „Hä?“, antwortete Jonathan wahrheitsgetreu. Irgendwie war ihm der Kontext abhanden gekommen. Er wurde bestraft, weil sein Vorgesetzter geschlampt hatte? „Dazu haben sie nicht die Berechtigung - um den Captain zu verwarnen, müssten sie schon einen ernsthaften Grund angeben“, widersprach Pedro todesmutig. „Selbst sie als Admiral können die Regeln nicht ändern.“ Die Verbindung riss ab, George Lee hatte aufgelegt. Yduhereos klopfte nervös mit den Fingern auf seinem Schaltpult, er war sichtlich erbost. „Wo ssssind die Raumanzssüge?“, zischelte er. „Willst du etwa...?“, begann Ypopaseos. „Ich gehe“, bestätigte der Zornige. „Diese Argonen haben einfach keine Manieren, kein Szystem, keinen Versztand, keinen Mut, keine Logik...“ Phyvit wollte die Liste gerade fortsetzen, aber Jonathan kam ihr zuvor. „Jupp“, sagte der Captain. Yduhereos sah ihn fragend an. „Irgendwas scheint da wirklich nicht zu funktionieren“, erklärte Jonathan. „Captain, erbitte Erlaubnis für eine Meuterei“, sagte Phyvit ernst. Jonathan schien einen Moment lang ernsthaft darüber nachzudenken. Pedro betrachtete das nur voller Erstaunen. „Nein, dann würdest du mich vermutlich an den Bug nageln, das fänd´ ich nich so toll“, sagte Jonathan ablehnend. „Wenn ihr mich entschuldigt, ich muss unter Deck - das wird ´n sehr langer Flugbericht. Ihr könnt solange machen, was ihr wollt. Wir treffen uns um Viertel vor Sprungtor.“ Mit diesen Worten verschwand er nach unten in den vermüllten Korridor. Dieser war nicht unbedingt sauber, da man den Dreck von der Brücke ja irgendwo hinwerfen musste...
„Irgendwer für eine erneute Meuterei?“, fragte Phyvit und blickte sich um. Der Captain war unter Deck und sein erster Offizier starrte schon eine ganze Zeit lang nur hilflos drein. „Ich halte mich aus solchen Sachen raus“, sagte Ypopaseos ablehnend. „Anders als in vergangener Zeit“, fauchte Yduhereos ihn an. Er schien nur auf eine Chance gewartet zu haben. Ypopaseos blickte ihm skeptisch entgegen. „Tu nicht so, wir wissssen beide, dassz du den Chip an die Szplit verschzerbelt haszt - unser ganzses Projekt...“ Yduhereos fauchte irgendein teladianisches Wort, das vermutlich für den vermeintlichen Betrüger bestimmt war. „Du hast keine Beweise und ich war es nicht“, entgegnete Ypopaseos wiederum - es schien so, als würde er diese Worte nicht zum ersten Male sagen. Die anderen Crewmitglieder konnten nur erahnen, worum es gerade ging. Pedro räusperte sich. „Keine Streitereien!“ Niemand beachtete ihn. „Natürlich warszt du esz!“, schrie Yduhereos und sprang auf, bereit für einen Faustkampf. Das schien gerade ein gängiges Mittel an Bord zu werden, um Probleme zu lösen. Nicht genug, dass zwischen den Arten an Bord schon ein Konflikt herrschte, brach dieser jetzt auch noch innerhalb der Rassen aus. Yduhereos war voller Zorn. All die Stazuras hatte er sich zurückgehalten, doch nun kochte er über. „Du Sohn eines Hybriden, kämpf´!“ Ypopaseos fiel fast vom Stuhl als er das hörte. Na und, dann war er halt kein reiner Teladi! Auch er stand auf und machte sich für den Kampf bereit. Pedro schreckte zurück. Hatte man Ypopaseos nicht nachgesagt, bei einer auf ihn ausgerichteten Waffe ruhig zu bleiben?
„Wollen wir nicht wieder alle friedlich singen?“, schlug Miju nicht zum ersten Mal vor und die Antwort war als klares Nein zu verstehen. Mit ein paar Beleidigungen Phyvits gespickt, versteht sich, aber im Endeffekt ein Nein. „Du hast es ja nötig“, sagte Johanna abwertend an Phyvit gewandt. Die junge Split schien den Beleidigungsduden gelesen zu haben. „Unheilige Kreaturen, gebt allesamt Ruhe! Ich will nichts mehr davon hören!“, rief Omanckalom. „Halte es die Klappe!“, entgegnete Phyvit. Diese Situation könnte einem vielleicht noch aus dem Kindergarten bekannt vorkommen, alle schreien „Ruhe!“ und erst dadurch wird es laut. Nun, ganz so war es nun aber auch nicht, die Crew kannte schwerwiegendere Beleidigungen. Selbst Utwe regte sich auf und beleidigte Phyvit - wenn ein Borone sich aufregt und zornig wird, dann steht die Situation generell nicht vor der Eskalation, sie ist schon dahinter. Pedro hätte den Captain rufen können, aber dieser unfähige Kerl würde garantiert nichts unternehmen.
„Brücke sofort räumen, oberster Befehl!“, schrie er. „Wer den Raum nicht verlässt, wird vors Kriegsgericht gestellt! Rückkehr frühestens eine Viertelstazura vor Sprung.“ Natürlich war er dazu nicht berechtigt, aber... Das musste ja niemand wissen. Mürrisch stand Phyvit auf und verließ die Brücke. Sie machte keine Anstalten, um Pedro herumzugehen, sie ging beinahe durch ihn durch. Angerempelt und wütend blickte er ihr hinterher. Omanckalom erhob sich, auch er schien die Brücke verlassen zu wollen. Bei dem Gedanken, dass der ihn auch anrempeln könnte, bewegte sich Pedro ganz schnell unter Deck. Nach und nach verließen dann auch die Letzten den Kommandoraum, der für kurze Zeit wohl absolute Sperrzone werden würde.

Johanna und Sarah hatten sich in einem abgelegenen Lagerraum vergraben, um nicht aus Versehen zwischen die Fronten zu geraten. Gewiss war es dort alles andere als gemütlich und der Ausblick ins verdreckte All machte das ganz bestimmt nicht wieder gut, doch wenigstens vermieden sie hier, in irgendeiner Form am schiffsinternen Krieg teilzunehmen. „Unmögliche Crew“, sagte Sarah kopfschüttelnd. Sie hatte eine äußerst schlechte Meinung von den Besatzungsmitgliedern. „Ja, richtig,“, stimmte Johanna ein, „der Offizier hat keine Autorität, die Crew ist ebenso bescheuert. Wir sollten vielleicht auf einem anderen Schiff anheuern - wenn dieses mobile Wrack im Kampfgebiet erscheint, werden wir zu Staub geschossen.“ „Immer diese streitgeile Phyvit!“, rief Sarah aus. „Und erst der Omanckalom, der hat ja absolut keine Ahnung!“, stimmte Johanna ein. Eine Lästerparty ohne Gleichen begann, lediglich Jonathan wurde verschont, der im Grunde ein Freund der beiden war. Dennoch kamen sie nicht drum herum festzustellen, dass er als Captain absolut unfähig war.
„Die Crew hat kein Benehmen! Sie hat keinerlei Gespür für Recht und Ordnung!“, rief Pedro laut, während er im Maschinenraum auf und ab marschierte. Jonathan saß in einer Ecke und schrieb seinen ersten Flugbericht - hier bei all den klobigen Maschinen war es zwar sehr laut, doch die Streithähne an den anderen Orten verursachten deutlich mehr Lärm. „Mag sein“, sagte Jonathan geistesabwesend. „Im Kampf werden sie ihre Befehle nicht ausführen, wir werden die Kontrolle verlieren!“, rief Pedro und marschierte weiter nervös umher. „Mag sein“, sagte Jonathan und fragte sich, von welcher Kontrolle der Spaßvogel da eigentlich sprach. „Sie zanken, sie schlagen sich, sie haben keine Manieren, sie erkennen keine Rangordnung an...!“, wütete Pedro schallend durch den Raum. „Mag sein“, sagte Jonathan, der weiterhin verzweifelt versuchte, seinen Bericht zu Ende zu bringen. Gerade hatte er das „unglaublich bescheuert“ durchgeschrieben, das er dem Architekten dieses wunderbar hässlichen Schiffes zugeschrieben hatte. „Sie werden im Kampf sterben, durch ihre Antidisziplin und ihre Unvernunft!“, schrie Pedro. „Mag sein“, sagte Jonathan und schrieb anstelle des „unglaublich bescheuert“ ein „unglaublich, dass der Mann noch nicht in seinen Frühstücksflocken ertrunken ist“. „Captain, verstehen sie nicht, die Crew wird uns in den Tod reißen!“, rief Pedro. Er fing beinahe schon an zu heulen. „Mag sein“, wiederholte der Captain und widmete sich voll und ganz einer Beschreibung, die der werte Admiral nicht als Beweis benutzen würde, um Jonathans Inkompetenz nachzuweisen - die ja ohne jede Frage tatsächlich bestand, oder? „Niemand wird die Kämpfe überleben, die argonische Föderation wird untergehen!“, schrie Pedro seinen Vorgesetzten an. „Mag sein“, sagte der nur wieder und wieder. Pedro suchte sich eine schön große Maschine und hämmerte seinen Kopf in regelmäßigen Abständen dagegen. Womit hatte er dieses Schiff nur verdient, womit die Crew, womit diesen nachlässigen Kapitän, der ja noch rangniedriger war als er selbst! Ein synchrones „Klong-Klong-Klong“ tönte durch das ganze Schiff. „Hör auf“, forderte Jonathan. „Das verbeult die Maschinen. Die sind sauteuer.“ Wutschnaubend begann Pedro wieder sich zu beschweren, im Halbschlaf konterte Jonathan, mittlerweile Hauptziel der Beschwerde, alles mir einem „Mag sein“ oder, wenn er gerade etwas Abwechslung wollte, mit einem „Vielleicht“.
„Wären wir doch nur zu Hause geblieben!“, klackte Miju. Die Mechaniker waren allesamt wieder abgetaucht und nicht unbedingt erfreut. „Ja!“, stimmte Utwe zu. „Womit haben wir eigentlich diese Reise verdient? Das sind alles irgendwelche arroganten Hochrangigen, wir sind Auszubildende!“ „Man braucht uns hier dringend“, erklärte Itesois. „Schließlich habe ich dieses Schiff gebaut und da ihr fast alles wisst, was ich weiß...“ Überraschung war in den Augen seiner Lehrlinge zu lesen - eigentlich schütteten sie die sogenannten „Hä?-Hormone“ aus, aber die andere Beschreibung ließt sich einfach schöner. „Nun, nicht jeder sollte das wissen; es gibt da einige Leute, die mich für diese Konstruktion umbringen wollen“, sagte Itesois. Ob es sich dabei um ehemalige Besatzungsmitglieder oder um geschlagene Feinde handelte, sagte er nicht - vermutlich war es von beidem etwas. Möglichst schnell lenkte der Alte vom Thema ab und begann, schlecht über Phyvit zu reden. So ging er zumindest unliebsamen Fragen aus dem Weg. „Nicht unbedingt den zu erwartenden Intelligenzquotient erreichend“ schrieb Jonathan grinsend. Hätte er von Itesois gewusst...
„Haszt du?“, fragte Eleiys unsicher. Sie war mit Ypopaseos in der Küche und sie unterhielten sich gerade über den Betrug, den er an Yduhereos begangen haben solle. „Nein, natürlich nicht“, sagte Ypopaseos. „Es ist so, wir waren damals Freunde, hatten ein gemeinsames Projekt zu einem neuen Computerchip. Die Zielprojektionserweiterung funktionierte gut, nur schlingerte das Schiff noch und rammte manchmal seinen Vordermann. Gerade als wir das beheben wollten, wurde er entwendet und zu den Split gebracht. Ich war zufällig dort auf Geschäftsreise, und so macht er mich dafür verantwortlich...“ Ypopaseos blickte betrübt auf den Boden. Er konnte die Wut seines Freundes verstehen, schließlich war das ein Millionenprojekt gewesen! Die massenfabrizierte Betaversion hatte den Split Reichtum verschafft, hätten die beiden den Chip bis zum Ende entwickelt, könnten sie all das Geld gar nicht zählen - aber so lief es nun mal im X-Universum. Und da die Teladi keinen Krieg riskieren wollten, ließen sie die Sache auf sich beruhen. „Weißzt du denn, wer...?“, begann Eleiys. „Meinst du, wir kommen weit?“, fragte Ypopaseos. Es war offensichtlich, dass er vom Thema ablenken wollte, das wusste er auch. „Wie?“ „Na, ob wir weit kommen. Dieses Schiff hier ist steinalt, die Crew ist schon vor der gegenseitigen Ausrottung“, erklärte er. „Ja, dasss“, sagte sie, „wird tatssächlich nichtss. Ich werde bei der nächssten Gelegenheit von Bord gehen und auf einem richtigen Sschiff anheuern.“ Sie begannen über Zukunftspläne zu reden und über ihre nicht funktionierenden Wege reich zu werden. Beide waren darauf aus möglichst schnell dieses Schiff zu verlassen.
Phyvit marschierte grübelnd im Mannschaftsquartier auf und ab. Yduhereos und Omanckalom saßen auf ihren Betten, Kesmanckaltis hockte in der Ecke und lauschte rockigen Klängen. „Wir werden nochmals meutern,“, sagte Phyvit, „aber diesmal schießen wir, ohne Fragen zu stellen.“ „Und das Risiko? Wir könnten im nächsten Raumhafen umsteigen und uns erst mal an kleineren Raumern probieren“, schlug Omanckalom vor. „Vielleicht“, konterte sie, „gibt es leichter stehlbare Raumer, aber bei der aktuellen Crew wird das hier ein leichtes. Jonathan hat mich beim letzten Mal nur überrascht, diesmal wird er sterben!“ „Pedro hat den Schsslüssel für die Waffenkammer, wir ssind unbewaffnet“, sagte Yduhereos, er hielt eine erneute Meuterei für eine recht gefährliche Idee. Zwar wurden gerade keine Piraten gejagt, aber in diesem Falle... „Dann werden wir Pedro überreden“, sagte Phyvit selbstsicher. „Er ist Hauptmann, ein hohes Tier. So leicht wird er sich nicht überreden lassen“, zweifelte Omanckalom. „Er wird sich überreden lassen oder sterben“, konterte Phyvit selbstsicher. Die Planung für die finale Meuterei hatte begonnen, in nur einer Viertelstazura würden sie Trantor erreichen - vielleicht ohne Jonathan.
„Die Crew wird vielleicht wieder meutern!“, rief Pedro schockiert und gestikulierte heftigst. „Mag sein“, sagte Jonathan. Sein vorläufiger Flugbericht war nun fertig, eine ganze verschmierte Seite lang. Er müsste sie abschreiben, um sie dem Admiral vorlegen zu können, doch das würde Arbeit bedeuten; so drehte er das Blatt um, schrieb „Alles bestens“ und sagte zu seinem ersten Offizier, er solle das bitte rüberfaxen. Nun war es noch eine argonische Stunde bis zum Torsprung, alle Crewmitglieder sollten auf die Brücke zurückkehren, um vor dem Eintritt ins Kriegsgebiet abermals alle Systeme zu überprüfen. Es wurde ernst, aus vielen Gründen.

Kapitel VI.
Ein fairer Tausch
„Pedro, komm bitte schssnell zssu den Mannsschaftsquartieren. Wir haben hier ein Problem“, schallte Yduhereos Stimme durch das Schiff. Die Nachricht wurde mit Hilfe eines kleinen Mikrofons gesendet, das per Funk an die schiffseigene Kommunikation angeschlossen war. Pedro, der sich gerade noch bei seinem Captain über mangelnde Motivation beschwert hatte, horchte auf und rannte sofort los. Jonathan schwankte nur gemütlich hinterher, um auch mal nach dem Rechten zu sehen. Pedro ahnte eine Prügelei oder etwas ähnliches, doch als er nach einer Wattwanderung durch die Korridore in die Quartiere trat, wurde er von Omanckalom gegriffen und gegen die Wand geschleudert. Yduhereos schloss die Tür wieder und Phyvit kam auf ihn zu. „Wird es sich der Meuterei wohl anschließen?“, fragte sie nachdenklich ohne ihn anzusehen. „Schon wieder? Ich wusste doch, ihr verdammten Piraten, ich hätte euch erschießen lassen sollen!“, schrie Pedro und versuchte verzweifelt, frei zu kommen. Er wusste, dass er keine Chance hatte, denn Paraniden waren deutlich stärker als jede andere bekannte Rasse. Ohne Aussichten auf Erfolg kämpfte er weiter gegen den Riesen an. Draußen hörte man kurz Schritt, Phyvit schreckte auf, Pedro hingegen war voller Hoffnung - würde der Captain auch kommen? Doch die Schritte verstummten wieder. Wer auch immer draußen gewesen war, musste wieder fort sein oder auf die Brücke geklettert sein. „Wenn es uns den Schlüssel für die Waffenkammer aushändigen würde, müssten wir es nicht umbringen“, sagte Phyvit wie in Gedanken und sah Yduhereos fragend an. „Ich habe ihn nicht“, schrie Pedro. „Und selbst wenn, würde ich eher sterben, als ihn euch auszuhändigen!“ Plötzlich ließ der starke Druck auf seine Schulter nach, er konnte sich zumindest soweit umdrehen, dass er sah, was geschah. Kesmanckaltis, der nur in der Zimmerecke gelegen und nichts von all dem mitbekommen hatte, zog seinen Kollegen nach hinten. „Das haben wir nicht nötig“, sagte Kesmanckaltis und schüttelte sachte den Kopf. Omanckalom presste den ersten Offizier wieder härter gegen die Wand. „Es ist unsere Chance zum Ruhm!“, widersprach Omanckalom. „Argone, wo ist der Schlüssel?“, fragte er herrisch.
„Hier spricht de Captn. Alle Mann auf de Brücke, es is noch ´ne Viertelstazura bis zum Sprung. Nach diesem Fetzen Papier hier müssn wir jetz alle Systeme checkn.“ Omanckalom beachtete das nicht, aber die Crewmitglieder in den anderen Räumen machten sich auf den Weg zur Brücke. „Hilfe!“, begann Pedro zu schreien, in der Hoffnung, dass ihn jemand hörte. Yduhereos sprang zu ihm und hielt ihm seine Klauen an die Kehle. Ein unmissverständliches Zeichen. Pedro schrie trotzdem weiter, bis man ihn mit einem Bettlaken das Maul stopfte und ihn mit Gürteln aus dem Uniformschrank fesselte. „Was machen wir jetzt?“, fragte Yduhereos. „Wir lassen ihn frei und entschuldigen uns“, sagte Kesmanckaltis ernst. Er war als Einziger dieser Meinung, im Grunde war er die ganze Zeit über gegen eine Meuterei gewesen, da er eher von friedlicher Natur war, doch seine laute Musik hatte ihn kommunikativ beschränkt. Jetzt begann auch bei den Paraniden ein Konflikt untereinander...
„Nanu, wo is der Rest?“, fragte Jonathan, der auf weitere Besatzungsmitglieder wartete. Miju, Pedro, Kesmanckaltis und die ehemaligen Meuterer fehlten noch. Alle anderen hingegen waren anwesend. „Schaut ma´ mit den Kameras nach, ob sie in den Quartieren schlafen“, befahl Jonathan und Ypopaseos blendete den Raum an der Frontscheibe ein, obwohl um diese Uhrzeit wohl kaum einer schlafen würde. Man konnte sehen, wie Kesmanckaltis und Omanckalom miteinander rangen, und zwar nicht mehr nur mit Worten. Sein Offizier Vasquez lag gefesselt am Boden, Phyvit und Yduhereos schienen irgendetwas zu schreien - zu dumm, dass es keine Übertragung von Tönen gab, denn aufgrund einer übermäßigen Bewässerung war ein Mikro ausgefallen. „Johanna, Sarah, bei Fuß“, sagte Jonathan, sprang auf und kletterte die Leiter hinunter in den Korridor. Schon dort konnte er die Streitenden hören. Sein Enterkommando folgte. „Und was ist mit Miju?“, fragte Ypopaseos. „Sie sagte, man hätte sie von der Brücke aus angefunkt und zu den Rettungsbooten geschickt. Direkt in den Anzug gefunkt, sozusagen“, meinte
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Post by HelgeK » Tue, 21. Sep 04, 20:28

Utwe nachdenklich. „Der Captain war zuerst hier, der wird wohl wissen, worum es ging“, meinte Ypopaseos und folgte dann auch schnell nach unten in die Quartiere. Schließlich wütete gerade ein Paranide, da konnten sie Hilfe gebrauchen! Als er unten ankam und durch die Tür sah, war er überrascht. Es gab keine Massenschlägerei, wie er angenommen hatte, stattdessen befreite Jonathan gerade Pedro ohne daran gehindert zu werden. Auch die Streitenden waren überrascht, denn als der Captain mit den beiden Damen hereingestürzt war, hatten sie einen Angriff erwartet - stattdessen entfesselte der Captain den armen Mann.
„Also, was sollte das?“, fragte Jonathan. Pedro stand auf und klopfte seine Kleidung ab, begann dann mit der Erklärung. „Sie planten eine erneute Meuterei, haben mich gefangen genommen. Sie wollten den Schlüssel für die Waffenkammer stehlen! Nur Kesmanckaltis hat sich ihnen entgegen gestellt“, erklärte er. „Schon wieder“, meinte Jonathan betrübt. Jedoch war er nicht wirklich betrübter als zuvor, er schien es bereits geahnt zu haben als er den Raum betreten hatte. „Na gut, ich gebe auf“, fügte er hinzu. Pedro nickte, glotzte plötzlich erschrocken und röchelte - er hatte sich vor Schreck an seiner eigenen Spucke verschluckt. Phyvit starrte ihn aus offenen Augen an. „Wenn wir im nächsten Hafen einlaufen, übergebe ich dir das Kommando über das Schiff“, versprach er und wandte sich traurig ab. Phyvit hätte jubeln können, doch aus irgendeinem Grund tat sie das nicht. Pedro, Kesmanckaltis und Ypopaseos folgten dem bald ehemaligen Captain zurück auf die Brücke, die Meuterer blieben verwirrt zurück.
„Captain, sie werden die Mission nicht ausführen, sondern mit dem Zerstörer fliehen“, sagte Pedro ernst. „Ein Kapitänswechsel wird nicht helfen, wir müssen sie inhaftieren! Ansonsten ist die gesamte Mission gescheitert.“ Wortlos kletterte Jonathan die Leiter hinauf, Ypopaseos, Kesmanckaltis und Pedro folgten auf Schritt und Tritt, versuchten, ihn mit Worten von seinem Vorhaben abzubringen. Auch die Meuterer kamen hinterher. Sie wussten nicht, was sie sonst machen sollten, irgendwie hatten sie gewonnen, aber eben nur irgendwie.
„Miju noch nicht hier?“, fragte Jonathan noch bevor er sich umgesehen hatte. „Du hast sie doch zu den Rettungsbooten geschickt“, wunderte sich Itesois. Jonathan sah ihn fragend an. „Kameraansicht auf die Rettungsboote“, befahl er. Der Raum erschien an der Frontscheibe, Miju war von vier Argonen umgeben - Piraten. Ypopaseos blendete eine Sektorkarte darüber, vergrößerte auf ihr Schiff. Die Korvette war sehr dicht auf sie aufgefahren, um nicht zu sagen, dass sie bei den Rettungsbooten angedockt war...
Jonathan sprang auf seinen Kapitänsstuhl und ließ einen Funkkanal zum Verfolgerschiff öffnen. Gerade in diesem Moment bebte die gesamte Hecate, laute Explosionen waren zu vernehmen, es wurde auf Notstrom umgeschaltet. Die Lampen fielen aus, nur die Sterne und die technischen Instrumente leuchteten noch matt. Phyvit sah Jonathan schräg an, als sie jetzt gerade auf die Brücke kam, schließlich war er auf ihrem Stuhl...?
„Alle Geschützkanzeln außer Betrieb, Artilleriewaffen außer Betrieb, Frontlaser außer Betrieb, Hauptstromagregate beschädigt, Notstrom aktiviert“, teilte Ypopaseos mit. Eine gute Nachricht folgte der anderen. „Ey, Junge, was soll das?“, fragte Jonathan in den Funk.
„Wei, was soll des?“, fragte der Piratencaptain überrascht. „Wir wolln ia Schiff üjberneihm, natühlich. Was denn sons´?“ „Ja, wieso grad´ meins? Und wie kommst du Spinner auf die Idee meine Technikerin gefangen zu nehmen? Sachma, geht´s noch?“ Jonathan blickte skeptisch in die Kamera, die sein Gesicht übertrug. „Äh, Kap´ten Djacksohn, sie schätzen falsch dem Situation ein. Kapitulian se!“, forderte der als Marineoffizier verkleidete. „Geben se erst mal meine Technikerin raus!“, forderte Jonathan. „Na, na, so einfach is des nu aba nich´!“, sagte der Pirat. „Ich jloob, wir übernehm ersma ihrn Schipper, dann sprechen wa weiter!“ Damit brach der Funkkontakt ab. Jonathan schüttelte sich, stand auf und kletterte wieder zurück in den Korridor. „Wohin, Captain?“, wunderte sich Yduhereos. Er wusste nicht, warum er ihn plötzlich als Captain ansprach. Vielleicht war es die Hilflosigkeit, die ihn dazu brachte. „Wir geben auf“, sagte Jonathan, der nur noch mit dem Kopf aus der Luke schaute. „WAS?!“, kreischte sein Offizier. „Reg dich nicht auf, Mafia-Vasquez! Ich meine, was sollten wir anderes tun? Sie haben Waffen, wir nicht, sie sind in der Mehrzahl, wie dementsprechend nicht, sie haben ein Raumschiff, wir haben einen Metallsarg. Also bitte!“, sagte Jonathan. „Sie werden sich nicht mit dem Raumer zufrieden geben, sondern uns töten!“, rief Pedro. „Diese verdammte Miju!“, kreischte Phyvit. „Wenn die boronische Töle nicht den Piraten aufgemacht hätte...!“, rief sie voller Zorn. „Tja, wir sind noch tiefer gefallen“, meinte Omanckalom. „Das war möglich?“, wunderte sich Kesmanckaltis und spielte damit voller Freude auf die Meuterei an. Jonathan schüttelte enttäuscht den Kopf und sprang den Rest der Leiter hinunter, schritt langsam in Richtung des Maschinenraumes. Er schien felsenfest überzeugt, aber wovon bitte? Hatte er etwas geplant? Konfus blieb der Rest der Truppe vorerst zurück. Was hatte dieser Mann nur vor? Wie war eigentlich die aktuelle Lage, wer war Captain, hatte Jonathan aufgegeben, würde er noch? Was zum Teufel war hier eigentlich gerade los? Ungefähr so gestalteten sich die aktuellen Gedanken der Mannschaft. „Sie kann nichts dafür! Sie wusste ja nicht, dass es Piraten waren!“, verteidigte Utwe seine Schwester. „Trotzsdem töricht - auch ein anderess Sschiff hätte verssucht haben können, anszudocken!“, widersprach Yduhereos. Genau genommen wusste Niemand, was dort unten geschehen war oder noch geschehen wird - aber hey, warum nicht einfach mal wild spekulieren? „Ich schließe mich den Piraten an“, sagte Phyvit und kletterte nach unten, dem Captain folgend. „Ja, geh doch, Miststück!“, schrie ihr Itesois wutentbrannt hinterher. Das passte überhaupt nicht zu einem Boronen, er fühlte sich nach diesen Worten auch ziemlich unwohl, doch selbst er konnte all das nicht mehr aushalten. „Wo ist der Schlüssel zur Waffenkammer?“, fragte Sarah. „Wir werden nicht kampflos untergehen!“, stimmte Johanna ein. Pedro sackte in sich zusammen. „Ich habe ihn dem Captain unbemerkt zugesteckt...“ „Idiot!“, rief Omanckalom. „Damit machst du es auch nicht besser“, sagte Kesmanckaltis abwertend. So lässig er auch sein mochte, selbst er wurde jetzt zornig. Ypopaseos schaltete die Tonwiedergabe im Rettungsraum ein. Die Schleuse dort war offen und von außen hatte ein kurzer Auswuchs der Korvette angedockt. Diese Einrichtung war zwar für größere Durchgänge geschaffen worden, doch passte sie trotzdem mit knapper Not. Schien so, als würde man das Entern noch vorbereiten. Der Captain betrat gerade das entsprechende Deck und alle auf der Brücke betrachteten angespannt, was da vor sich ging.
„Hi Leute“, sagte er freundlich und hob die Hand grüßend. Vier Gewehre zielten auf seine Brust, aber das schien ihm nichts auszumachen. Die vier Piraten, allesamt Argonen, blickten ihn überrascht an. Sie hatten nicht mit einem Unbewaffneten gerechnet, erst recht nicht mit einem, der so blind ins Messer lief. „Wer bist du, was willst du?“, fragte einer der Piraten. „Ich bin Captain Jonathan Jackson, 26 Jahre alt und Unteroffiziersanwärter. Ich bin hier, um meine Mechanikerin zu befreien“, sagte er. Miju sah ihn aus ihrer Glaskuppel scheinbar emotionslos, doch vom Wassergeschmack her hoffnungsvoll an. „Wir werden sie aber nicht einfach so freigeben“, sagte der Pirat. „Nun, dann... können wir ja tauschen?“, schlug Jonathan vor. „Vielleicht wollt ihr ja meinen ersten Mafia-Offizier haben?“ Pedro brach kurz zusammen. „Hä was?“, wunderte sie sein Verhandlungspartner. „Nein, aber... Wenn du hier bleibst, kann sie gehen, wohin sie will. Wir brauchen keine billige Mechanikerin, wenn wir den Captain haben können“, sagte der Argone, auch wenn er immer noch ziemlich überrascht war. „Nun, da ich noch Captain dieses Schiffes bin, ist es wohl oberstes Ziel, das Leben meiner Crew zu schützen. Akzeptiert“, sagte er freundlich. Jonathan schickte Miju los, ihr Anzug fuhr schnellstmöglich fort. Dann stellte er sich zwischen die bewachenden Piraten. Einer von ihnen drückte ihn auf den Boden, sodass er auf Knien war, doch das schien dem Captain zu ungemütlich, sodass er sich in den Schneidersitz begab. Nichtssagend akzeptierten die Piraten das, auch wenn es ungewöhnlich war, dass Geiseln sich so frei verhielten. Überhaupt war das alles außergewöhnlich...
Pedro auf der Brücke schien gerade einen weiteren Anfall zu bekommen, der Tausch Captain gegen Mechanikerin war das Dümmste, das er je gesehen hatte. Er könnte von einer Ohnmacht in die nächste fallen.
Eine Gruppe aus zehn Piraten, alle Argonen, kam durch die Schleuse. Das Enterkommando.

Kapitel VII.
Erschießung
Die Überwachungskamera wurde zerstört, sodass man von der Brücke aus das weitere Geschehen nicht beobachten konnte - sicher war jedoch, dass sich das Enterkommando bis zur Brücke vorarbeiten würde, was nicht sonderlich schwer sein sollte, da sie Niemand aufhalten konnte. Gerade kamen Miju und Phyvit auf die Brücke, letztere schloss die Luken hinter sich. Diese waren zwar nicht wirklich stabil, doch würde man sie so vielleicht übersehen... Warum Phyvit hier war, wusste sie nicht. Liebend gerne hätte sie sich den Piraten angeschlossen, doch als sie diese nichtsnutzige Miju sah, für die der Captain gerade sein Leben riskiert hatte, um nicht zu sagen, dass er sein Leben für sie gelassen hatte...
„Aah, da ist ja die Boronin, der wir unseren Tod verdanken!“, sagte Yduhereos freudig und weitete die Arme, als ob er sie zur Begrüßung umarmen wolle. „Beruhig´ dich!“, rief Itesois. „Miju, was ist passiert?“ „Ich bekam einen Funkruf. Man sagte mir, dass ein schwer beschädigtes Schiff draußen vor der Schleuse wäre, also ging ich hin und öffnete...“, sagte Miju schuldbewusst. „Dreckvieh!“, schrie Yduhereos. „Beherrsch´ dich, Ydu!“, forderte Ypopaseos in scharfem Tonfall. „Sie kann nun wirklich nichts dafür, sie konnte es doch nicht ahnen“, stimmte Kesmanckaltis zu. „Das ändert nichts daran, dass sie an unserem Unheil schuld ist! Aufgrund ihrer Unfähigkeit, die Situation zu überdenken, werden wir sterben“, sagte Omanckalom, als wenn dies der Abschlussbericht eines schon toten Mannes wäre. Heulend fuhr Miju zu Utwe hinüber, zumindest soweit es einem Boronen möglich war zu heulen. Doch selbst ein Blinder hätte erkennen können, dass sie sinngemäß weinte. Sarah und Johanna sahen sie vorwurfsvoll an, auch sie vertraten die Meinung, dass Miju all dies verschuldete. Nach Phyvits Meinung musste man gar nicht erst fragen, sie hatte auf dem Weg zur Brücke in Betracht gezogen, das Mädchen zu töten, um ihren eigenen bevorstehenden Tod zu rächen. „Wegen dieser verdammten...“, begann Yduhereos schon wieder. „Halt´ss Maul, ja?“, keifte Eleiys. „Ssie kann nichtss dafür, ssie wurde aussgetricksst! Und nebenbei, hätte Phyvit vorhin nicht gestritten und den Captain dazu gebracht, den Feueralarm ausszurufen, dann hätte Miju die Sschleuse gar nicht manuell öffnen können!“ Phyvits Kauklappe klappte hinunter. „Was?! Will es mir die Schuld zuweisen?!“, schrie sie und ging in Kampfstellung. Die Gruppe spaltete sich in zwei Lager. Jonathan versuchte gerade, den Korvettenkapitän mit Sticheleien von seinem Unterfangen abzuhalten oder es zumindest etwas hinauszuzögern. „Das war´s jetzt aber!“, rief Yduhereos erbost und erhob sich ebenfalls, bereit zum Kampf. Auch Eleiys sprang auf, hechtete in die andere Ecke des Raumes. „Es reicht“, sagte Pedro. Niemand beachtete ihn, Phyvit trabte los. Utwe stellte sein Gefährt schützend vor die Teladi. Lächerlich, doch setzte es ein Zeichen. Sarah erhob sich ebenfalls. „Zurück!“, rief sie der Split entgegen. „Dass Miju unser Todesurteil besiegelt hat, mag stimmen, doch Eleiys ist nun wirklich unschuldig!“ Johanna war natürlich der gleichen Meinung. Vielleicht waren sie und Sarah die gleiche Person in zwei Körpern, die beiden schienen sich jedenfalls gut zu verstehen - als Einzige, wir man bemängeln muss. Kurz, bevor ein Faustkampf losbrach, erhob Ypopaseos seine Stimme. „Sind sie sicher?“, fragte er. Stille. „Ich meine, wollt ihr es so beenden? Da draußen warten Piraten, die uns bei erster Gelegenheit umbringen werden. Friedensgespräche sind in dieser Situation zwecklos. Sie haben mehr Waffen und werden mit der Sache vermutlich auch noch ungestraft davonkommen. Die Frage ist nun, wie ihr diese Welt verlassen wollt...“ Das war eine Frage der Ehre, dachte Phyvit. „Im Kampf!“, sagte sie. Etwas anderes war nicht zu erwarten und auch wenn es sich um eine vorschnelle Antwort handelte, sie war ausgesprochen. Ypopaseos hätte gegrinst, doch hielt er das mit aller Kraft zurück. „Dann, meine Lieben, lasst uns Frieden schließen. Vergesst die Differenzen. Denkt nicht daran. Es geht ums Überleben. Der Captain hat ein gutes Beispiel gegeben, sein Leben gegen das einer minderw... einer Boronin ausgetauscht. Er hätte das für jeden von uns getan. Nun, werden wir uns revanchieren?“
Pedro, der erster Offizier war, müsste in der Abwesenheit des Captains eigentlich dessen Position übernehmen - und das tat er auch. Mit Körperspannung stieg er auf die leichte Erhöhung, auf der sich der Kapitänsstuhl mit all dessen Gerätschaften befand. Wie ein Anführer stand er vor den Leuten hier. „Es ist die Zeit gekommen, dass wir zusammenarbeiten“, sagte Pedro stolz und dankte Ypopaseos von ganzem Herzen. Der Teladi verstand das auch ohne Worte und lächelte. „Vielleicht haben wir alle andere Ziele und Vorstellungen, können uns nicht leiden oder ... Schalten jetzt erst mal den Discman aus, Kesmanckaltis.“ Der Paranide zuckte zusammen und riss sich die Stöpsel aus den Ohren. „Also, können uns nicht leiden oder würden uns am Liebsten sogar gegenseitig an die Gurgel gehen, doch wenigstens für einen Moment müssen wir zusammenarbeiten, denn wir sollten alle ein gemeinsames Ziel verfolgen - den Captain zu befreien!“ Phyvit lachte laut auf. Natürlich würde sie lieber im Kampf sterben als bei einem Streit gegen Minderwertige erschossen zu werden, doch in dieser Situation würde sie schlicht zum Feind überlaufen. Omanckalom grinste kopfschüttelnd. „Selbst ihr solltet das Ziel verfolgen. Einerseits wegen der Zusammenarbeit der Völker, gewiss, doch gibt es da noch einen weiteren Grund - wenn Jonathan stirbt, fallen wir mit ihm. Diese Piraten kennen keine Gnade, Phyvit, nicht einmal du wirst von ihnen verschont.“ Phyvits Gelächter verstummte, sie wurde nachdenklich. „Und was meint es, womit wir kämpfen sollen? Mit unseren Fäusten?“, spottete sie. „Desssertieren iszt die einzige Überlebensschanczze“, stimmte Yduhereos zu. „Notfalls kämpfen wir halt mit unseren Fäusten; ich sterbe lieber als Held anstatt als Gefangener verkauft zu werden“, sagte Sarah todesmutig. Pedro dachte einen Moment lang nach. Was würde der Captain wohl tun, wenn er hier wäre? Gewiss, dieser Gedanke war abwegig, er selbst hielt Jonathan für einen Idioten, aber immerhin hatte der Mann sie bisher sicher durch alle selbstverschuldeten Gefahren manövriert. Das Schiff hatte schon zwei Meutereien hinter sich, eine davon sogar gelungen, und trotzdem lebten noch alle und er war der Captain, wenn auch nur bis zum nächsten Raumhafen. Pedro zog seinen linken Schuh aus und hielt ihn in der Hand. „Was...?“, wunderte sich Johanna. „Notfalls werde ich mit meinem Schuh kämpfen! Und wenn ich dabei sterbe, dann sterbe ich in Ehre!“, rief er laut, sodass er vielleicht sogar das Enterkommando auf die Brücke gelotst hatte. Eleiys kniete sich hin, öffnete ihren Klettverschluss und hielt ihren Schuh ebenfalls hoch. „Captain Vasquez, ich werde ihnen folgen! Bis in den Tod!“ Sarah und Johanna holten ebenfalls ihr Schuhwerk nach oben. „Bis in den Tod!“, wiederholten sie im Chor. Kesmanckaltis holte seinen Discman hervor, öffnete ihn, zerbrach die CD darin in zwei Teile und nahm eine der scharfkantigen Waffen in jede Hand. „Ich habe nicht vor zu sterben, auch wenn ihr alle ganz wild drauf seid“, sagte er. Es klang irgendwie heldenhaft. Itesois, Utwe und Miju schwammen etwas tiefer in ihren Anzügen und holten Tentakelwärmer (Socken) hervor. Es gab mehrere Gründe, aus denen sie nicht damit kämpfen konnten, doch ging es hier vermutlich sowieso nur um symbolische Werte. Ypopaseos nahm sich eine ungeöffnete Getränkedose von seinem Tisch und schüttelte sie so lange, bis man den Inhalt daraus verschießen konnte. „Na dann...“, sagte er. Alle blickten gespannt auf Omanckalom, Yduhereos und Phyvit. „Viel Spaß beim Sterben“, sagte Phyvit lachend. Omanckalom folgte ihr, als sie nach diesen Worten die Luke nach unten öffnete und in die Mannschaftsquartiere verschwand. Dort wollte sie auf die Piraten warten und sich ihnen anschließen. Yduhereos blieb unschlüssig auf der Brücke stehen, ging dann langsam in Richtung Luke. Pedro hielt ihn an der Schulter fest. „Unter welcher Flagge wirst du segeln?“, fragte der erste Offizier und Vertretungscaptain. Yduhereos blickte betrübt nach unten. Einerseits hatte er sich mittlerweile entschieden, dass er im Grunde gar kein Pirat sein wollte, doch andererseits hing er an seinem Leben. Er kramte in seiner Hose und holte ein „Deus ex machina“ hervor, unter den Argonen auch als „Jack in the box“ bekannt, mit dem Unterschied, dass Mammon, Gott des Geldes, und kein Clown aus der Kiste hervorsprang, wenn man durch Drehen der Kurbel daran eine lustige Melodie zum Erklingen brachte. Dieses „Deus ex machina“ war äußerst wertvoll, nicht materiell, sondern emotional. Yduhereos hatte es seit seiner Kindheit besessen. Es hatte ihn durch alle Gefahren begleitet - er wünschte sich mit ihnen kämpfen zu können, doch wagte er es nicht. „Viel Glück“, hauchte er und rannte dann zu Phyvit hinunter. Er wollte drüben sein, bevor die Piraten ankamen. Pedro sah sich seine Truppe an. Geradezu lächerlich musste es wirken, wie sie sich mit Alltagsgegenständen und Schuhwerk bewaffnet hatten, doch auf ihn wirkte es nicht so. Vielmehr war er stolz, dass sie nun doch zusammen arbeiteten. Sollte er Miju vielleicht sogar dankbar dafür sein, dass sie die ganze Lage noch verschlimmert hatte? Musste es wirklich erst soweit kommen, um sie zur Zusammenarbeit zu bringen? Retten würde es sie vermutlich jetzt auch nicht mehr...
„Die teladianische Firma, die boronische Königin, die argonische Föderation und die paranidischen, ähm... Sekten sind stolz auf euch! Auf in den Kampf!“, schrie er lauthals und stürmte die Leiter hinunter. Seine Mannen folgten ihm. Sie hätten sich denken können, dass das ihr Tod werden sollte, doch dachten sie nicht mehr. In Gedanken an Ehre, Mut und festes solides Schuhwerk gingen sie los ihren wahren Captain zu befreien. Pedro ging repräsentierend voran, Ypopaseos folgte dicht, um die Sache vielleicht doch noch mit Worten zu lösen, was jedoch schier unmöglich war. Sie schritten den langen grauen Gang entlang, der aufgrund des Stromausfalls kaum beleuchtet war. Lediglich halbhelle kleine Lämpchen verhinderten, dass sie gegen die Wände rannten. Regelmäßig war Wasserplatschen zu hören, im einheitlichen Schritt marschierten sie.
„Iszt ess dass Richtige für unss?“, fragte Yduhereos. „Könnt ihr dasz verantworten?“, setzte er hinzu. „So überleben wir zumindest - außerdem übertragen die Piraten uns vielleicht die Kontrolle über das Schiff, wenn wir für sie arbeiten“, sagte Phyvit kalt. „Dasss glaubst du ja wohl sselbszt nicht!“ Seine Augen begannen zu tränen. „Und selbsst wenn, wäre es nicht besser, im Kampf zu ssterben alz alz Feigling zu überleben?“ Phyvit trafen diese Worte hart, denn als Split war ihr ihre Ehre das Wichtigste, auch Omanckalom geriet ins Grübeln. Solche Worte von einem Teladi zu hören bedeutete, dass ihre Entscheidung mehr als nur unehrenhaft war. Yduhereos hatte also doch irgendwo etwas Ehrgefühl - und Angst dazu, sonst wäre er schon im Kampfgeschehen. Aber das konnte man ihm nun wirklich nicht zum Vorwurf machen.
Die Aushilfsarmee marschierte weiter. Schritt für Schritt dem Ende entgegen. Einen taktischen Plan auszuarbeiten war sinnlos, denn das Gebiet um die Rettungsboote herum war so offen, dass sie keine Deckung gehabt hätten - so konnte doch gar kein Plan funktionieren. Planlos platzten sie in den Rettungsraum hinein, der als einziges hell erleuchtet war. Nasse Socken schlurften über den Boden. Die Schleuse zur Korvette war immer noch geöffnet, doch konnte man nicht erkennen, was sich dahinter verbarg. Wie tot lagen die Rettungsboote, zwei lange und äußerst runde Container, in ihren Landebuchten. Der Captain saß im Schneidersitz dazwischen, er war gefesselt und schaute überrascht, als er seine Leute einmarschieren sah. Vierzehn Piraten waren im Raum, allesamt Argonen, sowie ihr Anführer, der weiterhin als Marineoffizier verkleidet war. Alles in allem hatten sie fünfzehn Feinde mit Maschinengewehren. Sie hatten Pantoffeln. In einer Reihe blieben sie vor der Versammlung stehen, die Piraten berieten sich bis gerade eben wohl noch, wie sie das Schiff am leichtesten übernehmen könnten.
„Was wolltn ia hia?“, fragte der falsche Marineoffizier. „Mein Name ist Pedro Vasquez, stellvertretender Kapitän. Wir sind hier, um zu sterben“, sagte er. Tränen rannen ihm aus den Augen. Es war klar, dass er nicht mehr gewinnen konnte. Selbst, wenn sie diese Piraten überwältigt hätten, es blieben noch viele weitere in der Korvette übrig. Ypopaseos trat vor. „Unsere Besatzung besteht aus Vertretern aller Nationen. Wir sind unterwegs, um den Anführern der Völker zu zeigen, dass wir zusammenarbeiten können. In Anbetracht der Situation werden wir das vermutlich auch müssen, denn die Xenonbedrohung wächst. Ohne Kooperation wird jedes Volk untergehen. Wir müssen ein Team bilden, die größte Union aller Zeiten. Wir arbeiten zusammen, um ein gutes Beispiel abzugeben, und um das zu tun, werden wir jetzt sogar sterben, wenn es nötig ist. Wenn unsere Zusammenarbeit funktioniert, ist die Mission erfüllt. Und wenn wir dabei alle drauf gehen. Möget ihr die Nachricht unseres Heldentodes verbreiten und für Kooperation zwischen den Völkern sorgen!“, sagte Ypopaseos auffordernd und verbeugte sich vor dem Piratenanführer. Er hoffte, dadurch genug Eindruck zu schinden, um den Piraten dazu zu bringen sie friedlich ziehen zu lassen. Dann ging er wieder einen Schritt zurück, sodass sie wieder alle in einer Reihe standen. „Alle Völkä? Ick seih kein´n Split“, sagte der Marineoffizier. „Wie auk immer, ick wer´ eure´ Bitte Folje leistn. Alle wer´n erfahrn, dass ihr ein´n Heldentoud jestorben seid - das macht mia nix aus.“ Seine Soldaten waren etwas überrascht, wie klar sie sich über den Tod einer Crew unterhielten, die noch lebte. Jonathan war stolz auf seine Crew, auch wenn es schade war, dass es erst soweit kommen musste. Er winkte lächelnd zu ihnen hinüber. Etwas verblüfft betrachtete er die Bewaffnung, sagte jedoch nichts. Vasquez holte das „Deus ex machina“ heraus, das er von Yduhereos erhalten hatte. Er rastete die Kurbel ein und begann langsam, sie zu drehen.
„Di Dimm, Di Dimm, Di Diddelidimm“, spielte eine fröhliche Melodie.
Yduhereos und Omanckalom quetschten sich gleichzeitig durch die Tür, stellten sich zu der Reihe dazu. Es ähnelte etwas einem Erschießungskommando. Yduhereos zog seinen Schuh aus, Omanckalom nahm eine halbe CD von Kesmanckaltis. Nur die Split fehlte noch in der Reihe. Ehre, Ruhm, was bedeutete das eigentlich? Nichts, zumindest nicht genug um deswegen zu sterben. Doch leider stand etwas viel Größeres hinter all dem...
„Di Dimm, Di Dimm, Di Diiiidimm“, ging es weiter. „Anlegen“, befahl der Captain der Korvette. In einer Reihe stellten sich die Piraten vor den zu Erschießenden auf. Drei von ihnen gingen zum Captain, der aufgrund zusammengebundener Füße nicht aufstehen konnte. Seine freien Hände nutzte er, um die Tränen aus seinen Augen zu wischen.
„Dimm, Di Dimm, Di Dimm, Di Dimm“, trällerte es. Es machte laut Boing und ein kleiner Mammon an einer Sprungfeder schoss aus dem Gehäuse heraus, das sich blitzschnell aufgeklappt hatte. „Zielen“, befahl der Korvettenkapitän.
„Dimm, Dimm, Di Dimm, Dimm“, machte das „Deus ex machina“ und hatte damit seine Aufgabe erfüllt. Heulend, aber aufrecht waren alle auf den Tod vorbereitet. Yduhereos und Omanckalom zitterten am ganzen Leib, ebenso wie Pedro. Der erhob seinen Schuh, wollte gerade „Zum Angriff!“ schreien, doch da hörte man plötzlich ein lautes, schiffsweites Signal. Sieben kurze Pfeiftöne gefolgt von einem anhaltenden lauten Dröhnen. Das Signal wiederholte sich ein weiteres Mal. „Selbstzerstörung aktiviert“, schallte es aus den Lautsprechern. „In zehn Sezuras“, wurde nachgesetzt. Das Signal ging fortlaufend weiter. „ANGRIFF!“, kreischte Pedro und warf sich auf den Piraten vor sich, schlug mit seinem Schuh auf ihn ein, Jonathan legte sich flach auf den Boden und rollte unter eine Fluchtkapsel, löste seine Fußfesseln und stürzte sich dann auch ins Gefecht. Der feindliche Korvettenkapitän und vier seiner Mannen konnten fliehen, also blieben zehn Piraten zurück, die sich, komplett kirre, nicht ordentlich wehren konnten. Ein Maschinengewehrschuss ertönte, Jonathan wurde getroffen und fiel zu Boden.
„Captain, mein Captain!“, schallte es aus allen Lautsprechern. Phyvit kam durch die Tür gerannt, sie hielt ein Mikrofon in ihren Händen. „Selbstzerstörung gestartet“, schrie sie in das Mikro, die Durchsage war noch auf der ganzen Korvette zu vernehmen, und holte dann damit aus, um einen Piraten niederzuschlagen. Die Schleuse der Hecate Mimir schloss sich, Phyvit hatte sie darauf programmiert, bevor sie hergekommen war. Der Andocktunnel der Korvette begann damit sich zu lösen. Kesmanckaltis schlug gerade einen Piraten über Mijus Anzug zusammen. Zumindest als Ablage konnte man die Boronen hier gebrauchen, außerdem fuhren sie den Feinden über die Füße. Die Schleuse hatte sich gänzlich geschlossen, keinen Moment zu spät, die Korvette drehte ab, ließ die übrigen Piraten zurück. Hätte sich die Schleuse nur einen Moment später geschlossen, wären sie alle in den Weltraum hinausgesogen worden. Die verängstigten und alleingelassenen Piraten waren kaum noch fähig zu kämpfen. Durch das Mikrofon hörte man immer wieder ein Mikrofon auf einem Kopf aufschlagen, ein Pirat nach dem anderen ging zu Boden, einer nach dem anderen wurde entwaffnet. Die Crew der Hecate schoss nicht, sie nahmen die Munition heraus und schmetterten sie dem Feind entgegen, schlugen dann mit den Waffen auf sie ein. „NICHT GELADEN, HÄ?“, kreischte Omanckalom laut und schleuderte einen seiner Feinde meterweit durch den Saal, indem er ein Gewehr als Golfschläger benutzte. Die Schlägerei hatte bald ein Ende, die Piraten verloren auf ganzer Linie und konnten irgendwann nicht mehr aufstehen. Allesamt wurden bewusstlos in eine der beiden Fluchtkapseln gestopft und darin eingeschlossen. Die Crew hatte Verletzungen, blaue Flecken, blutige Schnitte, Schürfwunden, Streifschüsse. Mijus Anzug war beschädigt, etwas Wasser ausgelaufen, Itesois war schwer durchgeschüttelt worden und Yduhereos hatte seine Goldkette verloren. Sie war ihm egal, er hatte etwas viel wertvolleres erhalten. Niemand war gestorben... Oder? Phyvit rannte zum angeschossenen Captain, dem einzigen, der ernsthaft von einer Kugel getroffen wurde. Sie hatte sich in seine linke Schulter gebohrt, er lag in einer Blutlache zwischen den zwei Fluchtkapseln. „Captain, Captain!“, schrie sie und rüttelte an ihm. „Es tut mir Leid! Captain!“, schrie sie heulend. Alle standen in Tränen da, nicht nur wegen der Verletzungen, die nun Nebensache waren. Sie versammelten sich um die beiden. „Captain!“, schrie sie heulend und brach über ihm zusammen. Sie hatte ihn kämpfen sehen, sie hatte ihn leiden sehen, sie hatte seine Ehre erfahren! Dieser Mann war kein Argone für sie, sondern ein Split! Ehrenhaft hatte er da gesessen und dem Tod ins Auge geblickt, sich dann doch noch in den Kampf gestürzt und unbewaffnet zugeschlagen! Seine Crew, die genauso unfähig war wie er, hatte mit Schuhen gekämpft! Ohne ihn wäre es nie dazu gekommen, sie hatten seine Art übernommen. „Jonathan...“, hauchte Phyvit. Er lachte. Von einer Split beim Namen angesprochen zu werden...?„Phyvit, ich habe mich mit den Piraten unterhalten“, sagte er. Pedro biss sich auf de Unterlippe, um nicht lauthals loszujaulen. Er wartete auf die letzten Worte dieses Mannes. „Ich habe die Piraten gefragt. Ihre Antworte war eindeutig“, sagte er lächelnd. Omanckalom fiel auf die Knie. Wenn er gleich mit Pedro gegangen wäre, wäre es vielleicht gar nicht soweit gekommen. Yduhereos ging ebenfalls unter Tränen zu Boden. „Was? Was haben sie dir gesagt?“, fragte Phyvit. „Es ist ganz klar“, sagte Jonathan.
„Acht ist Aussetzen.“

Stille. Jonathan rollte unter Phyvit hervor, stand auf und lachte fröhlich. „Kommt, ich glaube, wir müssen zum Medizinschrank. Außerdem haben wir eine Mission zu erfüllen!“, rief er laut und freudig. Phyvit scheuerte ihm eine, sodass er den Medizinschrank umso nötiger hatte. Wie konnte er sie nur so...!
Zusammen verließen sie den Rettungsraum, die Piraten würden sie später der Polizei ausliefern. Sie desinfizierten ihre Wunden, entfernten Jonathan die Kugel, sie legten Verbände an und gingen als Team auf die Brücke. Das Sprungtor nach Trantor lag direkt vor ihnen. Ohne Licht, ohne Waffen, ohne Plan und ohne Streit, dafür aber mit einem Antrieb und Zusammenhalt erreichten sie das Sprungtor. Die Spitze der Hecate Mimir berührte die unsichtbare Oberfläche, die im Tor gespannt war, eine grüne Fläche wurde sichtbar, die sich von innen nach außen ausbreitete und verwirbelte. Mit einem gewaltigen Ruck blitzte das Schiff auf, wurde mit unheimlich großer Geschwindigkeit in das Tor gezogen. Die grüne Verwirbelung wurde wieder kleiner, beruhigte sich allmählich und verschwand schließlich gänzlich. Vielleicht würden sie sich wieder in die Haare kriegen, doch gab es da nun etwas, das über jeden Streit hinaus ging, sie für ewig verbinden würde. Sie hatten eine Mission zu erfüllen! Aber vermutlich hatten sie das schon. Dennoch würden sie auf der Walküre der Sterne noch viele Abenteuer erleben und auch, wenn es der Hecate Mimir niemals vergönnt werden sollte, jemals eigenständig in einer Schiffswerft anzudocken, so ging sie doch mitsamt ihrer Crew in die Geschichte ein!


Outro:
Nicht alles, was Gold ist, glänzt!

„Captain, sie haben mich vorhin in den Rettungsraum geschickt...“, sagte Miju. Sie war mit Jonathan allein auf der Brücke, er nickte. Tatsächlich war er es gewesen und nicht die Piraten. „Sie wussten, dass es Piraten waren?“, fragte sie. Er nickte, auch das hatte er gewusst. Schließlich gab es Hinweise. „Sie hatten sich schon zuvor an der Schleuse zu schaffen gemacht...?“, fragte Miju. Er nickte. Hätte Jonathan sie nicht dort hinunter geschickt, wären die Piraten von allein in wenigen Mizuras durchgebrochen. „Sie haben all das geplant, sie wussten, dass die Crew sich dann zusammenschließt!“ Er lachte. Ihr Überleben war wohl mehr Glück als Plan, denn er hatte nicht gewusst, dass Pedro ihm den Schlüssel für den Waffenschrank zugesteckt hatte. „Captain, sind sie ein Wahnsinniger oder ein Genie?“, fragte sie abschließend.

„Du kannst mich auch Jonathan nennen.“
Last edited by HelgeK on Tue, 21. Sep 04, 20:30, edited 1 time in total.

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HelgeK
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Post by HelgeK » Tue, 21. Sep 04, 20:29

User, die gerne ihre Wertungen zu dieser Story abgeben möchten, sind herzlich dazu eingeladen, das mit einem Beitrag in diesem Thread zu tun.

Der Beitrag sollte eine Tabelle mit folgenden Wertungen enthalten:

Stil/Sprache: Wie stilsicher und treffend ist der Text?
Originalität: Wie originell, wie besonders ist die Grundidee des Textes?
Thementreue: Wie genau hält der Text sich an das vorgegebene Thema?
Detailtreue: Schildert der Text facettenreich und detailliert?
Spannung: Kommt Spannung auf?
Humor: Ist der Text auch lustig?

Kommentar (optional)

Bewertet wird mit Werten zwischen 0 (gar nicht) und 10 (sehr). Eine Bewertung könnte also z.B. so aussehen:

Code: Select all

Stil/Sprache:5
Originalität: 7
Thementreue: 9
Detailtreue: 4
Spannung: 1
Humor: 5

Kommentar: Die Grundidee ist hervorragend, doch kann Autor den selbstgesteckten Zielen nicht ganz gerecht werden. 

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GEN-Nation
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Post by GEN-Nation » Tue, 21. Sep 04, 22:16

  • Stil/Sprache: 6
  • Originalität: 5
  • Thementreue: 5
  • Detailtreue: 5
  • Spannung: 5
  • Humor: 8

    Kommentar:
    - Der Autor hat einen Fimmel für Humor.
    - Wieder mal die Zeiteinheiten.
    - ...

Grace of Death
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Post by Grace of Death » Sat, 25. Sep 04, 14:21

Code: Select all

Stil/Sprache: 7
Originalität: 8
Thementreue: 7
Detailtreue: 6
Spannung: 6
Humor: 9
EDIT:oh mann was war an dem tag nur los mit mir? das hatte doch ne viel bessere bewertung verdient....zum glück kann man ja editen :wink:

Erstmal GEIL!
Wirklich eine spitzen Geschichte.Ich will mich mal so ausdrücken:Du hast wohl Scherzkekse gefrüstückt.
Es waren kaum Rechtschreibfehler zu finden (zumindest keine die gestört hätten),
es wurde spannend und vorallem sehr humorvoll erzält.(Ich hab mich an manchen stellen echt krank gelacht....)
Könnte, auch wenn ich mich bemühen würde keine Mängel finden
und das mit den wirren Zeiteinheiten find ich sogar ganz angebracht
da es verdeutlicht dass die ganze Crew etwas nun ja "ausergewöhnlich" ist
Also von mit deswegen :thumb_up: :thumb_up: :thumb_up: wirklich ne gelungene Story
Last edited by Grace of Death on Sun, 26. Sep 04, 23:01, edited 2 times in total.
Wer anderen ein Glashaus gräbt, fällt selbst hinein.

Wer mit Gruben wirft, der sollte nicht in Steinen sitzen.

:gruebel:

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Zombo
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Post by Zombo » Sun, 26. Sep 04, 19:35

Code: Select all

Stil/Sprache: 8
Originalität: 10
Thementreue: 10
Detailtreue: 9
Spannung: 8
Humor: 9
Die Idee, eine aus allen Spezies zusammengewürfelte Hobbytruppe auf einem veralteten
Kampfschiff in den Krieg geschickt wird und dies als Satire zu schreiben ist and
Originalität kaum zu überbieten. Das Thema wurde voll getroffen.
Die Schilderung der Handlung ist sehr detailliert.
Sprachlich sind nur wenige Schwächen feststellbar.
Spannung und Humor sind sehr ausgeprägt.
Fly to a dream
Far across the sea
All the burdens gone
Open the chest once more
Dark chest of wonders
Seen through the eyes
Of the one with pure heart
Once so long ago

Halconnen
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Post by Halconnen » Mon, 27. Sep 04, 01:26

Stil/Sprache: 8
Originalität: 9
Thementreue: 10
Detailtreue: 8
Spannung: 8
Humor: 10

Volltreffer. genau die Art von Humor wie sie mir gefällt.

Die Story weist sehr viele intuitive ideen auf, schafft es aber dennoch sich genau an die vorgegebenen Richtlinien zu halten.
Die Handlung wurde ausführlich und detailliert mit vielen Hintergrundinfos beschrieben (auch wenn dort denke ich Raum für mehr gewesen wäre).
Die wenigen Tippfehler sind eher auf Flüchtigkeitsfehler zurückzuführen, die bei einem Text der Länge ruhig auftreten können. Jedenfalls storen sie den Lesefluss nicht.
Spannung wurde gut aufgebaut, zumal man aufgrund Major Denniss' interessantem Humor auf keinen Fall vorhersagen konnte, was als nächstes passiert.
Der Humor ist sehr ausgeprägt und gleichäßig über die Story verteilt. Das ganze wurde so ins Thema gepackt, dass der Humor gut in die Geschichte hineinpasst.

gsl
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Post by gsl » Thu, 30. Sep 04, 15:20

Stil/Sprache: 8 - man kann den Text sehr flüssig lesen; es ist kein "Riesenblock aus Text", wo man sich immer in der Zeile verliert.
Originalität: 9
Thementreue: 9 - die Geschichte hält sich eng ans Thema, insbesondere die Probleme und Konflikte zwischen den Rassen werden sehr gut beschrieben.
Detailtreue: 7 - die Umgebung hat man immer recht klar vor Augen, es hätte aber teilweise detaillierter beschrieben werden können. Die Konflikte zwischen den Rassen werden aber nicht nur sehr gut, sondern auch recht detailliert beschrieben.
Spannung: 8 - die Story bietet einige unvorhersehbare Wendungen und man weiß bei einem neuen Problem nie, wie die Mannschaft das denn lösen wird
Humor: 10 - einfach genial! Ich hab mich fast auf dem Boden rumgekugelt.
#include <funnysig>

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obi
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Post by obi » Thu, 30. Sep 04, 19:07

Stil/Sprache: 9
Originalität: 8
Thementreue: 8
Detailtreue: 9
Spannung: 8
Humor: 10

Kommentar: Eine sehr gute Story. Von meiner Seite gibt es nur Lob an den Autor. Er hat eine wirklich großartige Arbeit geleistet. Alles perfekt! :thumb_up: :thumb_up: :thumb_up:

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cronos
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Post by cronos » Fri, 15. Oct 04, 09:36

Stil/Sprache: 7
Originalität: 7
Thementreue: 10
Detailtreue: 9
Spannung: 7
Humor: 8

Der lange Scrollbalken und die ersten Rohrkrepierer von Gags am Start hatten mich abgeschreckt, und die Geschichte ganz nach unten auf die Liste geschoben. Auch als ich das ganze Zeug ins Word kopiert und eine anständige Schrift eingestellt hatte, fiel mein Blick auf die Seitenanzahl: 42.
Also machte ich mich auf verwirrende, langweilige Passagen und krampfhafte Versuche witzig zu Schreiben gefasst, was zum teil auch die Schuld der Vorgänger war, was nicht heissen soll, das diese schlecht wären. Schon in den ersten Seiten rang ich mit dem Drang, das kleine X in der oberen rechten Ecke anzuklicken, und danach gleich die bereits in Fleisch und Blut übergegangene zielsichere Handbewegung auszuführen, die die rechte Pfeiltaste und die Entertaste von der aufkeimenden Energie der erwarteten Erleichterung beflügelt, innerhalb von Sekundenbruchteilen hintereinander zu betätigen. Eine besonders harte Prüfung meiner hart erabeiteten Selbstbeherrschung war dann der Grauenhate Dialekt, mit dem Jonathan ausgestattet wurde. Aber kommen wir nun endlich zum wesentlichen.

Das "Schriftbild" hat mich angenehm überrascht. Der Text wurde überarbeitet und die gröbsten Rechtschreib und Tippfehler gründlich ausgemerzt. Auch bei der aufwendigen Zeichensetzung der grauenhaften Dialekte, sowie die mit S's und Z's verfremdeten Wörter der Reden der Teladi wurden durchgehend genau gesetzt. Jedoch hätte der Text wesentlich mehr Leerzeilen und Absätze vertragen können. Zum Beispiel ist es üblich während eines Dialoges jeweils einen Absatz zu setzen, nachdem eine Person gesprochen hat. Ein paar weitere Leerzeilen zwischen "Szenenwechsel" hätten den grossen kapitellangen Textblock besser Strukturiert und dem Lesenden Haltepunkte gegeben.

Die Originalität ist hier so eine Sache. Ich finde die Idee gut, eine Satire zu schreiben, doch erinnert mich die ganze Geschichte sehr an einen jener Klamaukfilme, die schamlos "richtige" Filme des Genres und die gängigen Klischees durch den Kakao ziehen. Die Geschichte erinnert mich stark an einen Film, dessen Name ich leider vergessen habe, wo auf einem zusammengeschusterten U-Boot ein unfähiger Kapitän eine ebenso unfähige und katastrophale Crew befehligte. Auch könnten einige der gebrachten Gags in einem Film viel besser ziehen als auf dem Papier.

Hingegen ist die geschichte dem vorgegebenen Thema zu hundert Prozent treu geblieben. Die Auseinadersetzungen der Crew stehen deutlich im Vordergrund.

Bei der Detailtreue hat der Autor auch gute Arbeit geleistet. Er konzentriert sich auf die wichtigen Dinge, beschreibt Personen, Gegenstände und Umgebung kurz und bündig und liefert aber dennoch genügend Details, so dass man sich es bildlich vorstellen kann. Auch die Protagonisten sind gut getroffen und wirken die meiste Zeit stimmig. Allerdings muss man hier auch die schlecht recherchierten Hintergründe erwähnen, so haben zum Beispiel die Argonen menschliche Namen und kennen das Spiel "Mensch ärgere dich nicht", was deplaziert wirkt.

Die Geschichte bleibt eigendlich über die gesamte Länge hin interessant, schafft es aber nicht, richtig Spannung aufzubaen. So war es mir unter anderem egal, ob der weiblich Split die Meuterei gewinnen sollte oder nicht. Langweilige Passagen sind keine zu finden, immer passieert irgend etwas, was unmittelbar die Handlung betrifft. Allerdings ist der Text etwas zu lange geraten, jedoch wüsste ich nicht, was man kürzen könnte.

Nun zum Letzen Punkt, dem Humor.
Die ersten Zeilen, wie schon oben erwähnt, ließen mich Schlimmes erwarten, und auf den ersten Seiten konnten mich fast keine Witze begeistern. Jedoch hatte anscheinen der Autor im Laufe der Geschichte seinen Stil gefunden, oder mein feiner Sinn für Humor stumpfte langsam ab. Fakt ist, dass ich die Geschichte später wesentlich lustiger fand als am Anfang.
Wenn ich das als ganzes betrachte, möchte ich hier auf die Devise "Weniger ist mehr" verweisen. Die meisten Gags wirkten "aufgesetzt" und lösten bei mir nicht mal ein leichtes Schmunzeln aus, wobei ich bei den in die Handlung eingeflochtenen und auf die Charaktere zugeschnittenen Witze des öfteren laut auflachen musste. Auch die Idee, die vom Wettbewerbssteller unerwünschten Sachen als Gag einzubauen, finde ich gut, jedoch könnte das wesentlich besser ausgearbeitet werden. Als Beispiel führe ich hier das "Tech-Bubble" auf, wo der verpönte Satz wortwörtlich übernommen wurde.


Alles in allem eine nette, gut ausgearbeitete und geschriebene Geschichte, die etwas zu lange geraten ist und oftmals krampfhaft witzig wirken versucht.

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cronos
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GEN-Nation
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Post by GEN-Nation » Fri, 15. Oct 04, 11:40

cronos wrote:Die Geschichte erinnert mich stark an einen Film, dessen Name ich leider vergessen habe, wo auf einem zusammengeschusterten U-Boot ein unfähiger Kapitän eine ebenso unfähige und katastrophale Crew befehligte.
Mission: Rohrfrei :lol:

So`n rosa U-Boot ...

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cronos
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Post by cronos » Fri, 15. Oct 04, 12:08

keine ahnung, glaub nicht dass es rosa war. jedenfalls konnte es sich als wal tarnen und war aus mindestens drei verschiedenen schiffen zusammengeschweisst.
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Post by GEN-Nation » Fri, 15. Oct 04, 12:55

cronos wrote:keine ahnung, glaub nicht dass es rosa war. jedenfalls konnte es sich als wal tarnen und war aus mindestens drei verschiedenen schiffen zusammengeschweisst.
Jo, dann ist es 100%ig Mission: Rohrfrei [ external image ]

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